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Elevate Arts Guide

Neben einem avancierten Musikprogramm und einem anregenden Diskursprogramm beleuchtet die diesjährige Festivalausgabe mit Elevate Arts auch Facetten zeitgenössischen Kunstschaffens. Im öffentlichen Raum sowie an ausgewählten Locations der Stadt finden sich installative und interaktive Arbeiten. Was genau es zu entdecken gibt, fasst dieser Guide für euch zusammen.

Der erste Programmpunkt des Elevate Arts wird bereits zwei Wochen vor Festivalbeginn zu sehen sein. Dazu wurde in Kooperation mit zweintopf eine Reihe nationaler und internationaler Künstler:innen eingeladen, sich künstlerisch mit dem diesjährigen Festivalthema "(Unlikely) Alliances" auseinanderzusetzen. Ausgewählt wurden schließlich Arbeiten der KünstlerinnenKatharina Gruzeiund Mimu Merz, der Textilkünstlerin Luise Höggerl, dem Comiczeichner und Illustrator Vinz Schwarzbauer, dem ukrainischen Künstler Sasha Kurmaz, der Fotografin Paola Lesslhumer sowie von studio ASYNCHROME. Die entstandenen Plakate werden an historischen, gusseisernen Stadtplantafeln angebracht, die sich vom Andreas-Hofer-Platz über das Eiserne Tor bis zum Geidorfplatz erstrecken. Die Serie wurde in Kooperation mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark realisiert.



Music for Elevators geht in die dritte Runde

Auch dieses Jahr wird der Schlossberglift wieder zum Klingen gebracht. Mit der Soundinstallation "Music for Elevators" wird eine weitere Arbeit im öffentlichen Raum zu erkunden sein. Nach dem finnischen Künstler Jimi Tenor und der Ambient-Music-Ikone Brian Eno wurde dieses Jahr die italienische Ausnahmemusikerin Caterina Barbierimit der Aufgabe betraut, die passenden Sounds für den futuristisch anmutenden Aufzug zu kreieren. "Music for Elevators" wird für ein Jahr lang zugänglich sein.



KairUs nennt sich das finnisch-österreichische Medienkunstduo rund um Linda Kronman und Andreas Zingerle. Gemeinsam setzt es sich mit virulenten Fragen der digitalisierten Welt auseinander. Auf Basis wissenschaftlicher Fakten entwickelt es künstlerische Arbeiten, die uns wachsam werden lassen und unser kritisches Bewusstsein aktivieren.

So wird im Heimatsaal-Foyer über den Zeitraum des Festivals die interaktive Arbeit "Suspicious Behavior" (2020) zu erkunden sein. Besucher:innen werden eingeladen, sich durch Videomaterial zu klicken, mit dem künstliche Intelligenzen darauf trainiert wurden, verdächtige Situationen zu identifizieren (Stichwort machine learning). Über diese Bilderkennungsprogramme sollen potentielle Verbrechen präventiv erkannt und verhindert werden. Verhandelt wird, auf welchen Parametern basierend die KI trainiert wurde. Es werden aber auch die sogenannten Clickworker in den Fokus gerückt: Menschen, die stundenlang Material sichten, um diese Maschinen zu trainieren.

Ein Schwerpunkt des Elevate Arts 2023 liegt schließlich auf dem Schaffen des in Wien lebenden Künstlers und Komponisten Andreas Trobollowitsch. Dieser ist mit gleich drei Installationen am Festival vertreten, zwei davon Soundart-Arbeiten, die von KONTEJNER | bureau of contemporary art praxis aus Zagreb für das EU-Projekt Re-Imagine Europe in Auftrag gegeben wurden. Trobollowitschs künstlerische Herangehensweise ist konzeptuell und ortsspezifisch, oft auch spielerisch und experimentell. Seine Kompositionen und Sound-Installationen beruhen häufig auf selbst entwickelten oder präparierten Musikinstrumenten, modifizierten Alltagsgegenständen oder sich verändernden Aggregatzuständen.

Interessiert an der Dichotomie des Intellektuellen und des Physischen bezieht er dabei visuelle Aspekte, Räumlichkeiten sowie Bewegung mit ein und bedient sich einer spielerischen Praxis, die das Experiment und die Klangfarbe in den Mittelpunkt stellt.


Die erste Arbeit "hybrid #1 - ⥀12" wird am Donnerstag im Forum Stadtpark eröffnet. Es handelt sich dabei um eine Klanginstallation bestehend aus drei selbst gebauten mechanischen Plattenspielern, Flöten und Ballonen. Während die Plattenspieler unterschiedlich schnell rotieren, werden die an ihnen befestigten Flöten durch die aus den Ballonen strömende Luft zum Klingen gebracht. Dabei wird der Klang aufgrund des sukzessiv abnehmenden Luftdrucks moduliert. Ist die Luft aus den Ballonen entwichen, so verstummen auch die Flöten und es ist nur mehr der Klang der sich leer drehenden Ballone wahrnehmbar.



Die zweite Installation "when the music is over / melt in peace" präsentiert uns zwei aus Eis gefertigte, menschengroße Figuren, die mit eingefrorenen Drumsticks über zwei Snaredrums gebeugt stehen, vor ihnen zwei Notenpulte. Das schmelzende Eis tropft nun auf die unterschiedlich gestimmten Snaredrums, bis sich die Drumsticks und ganze Gliedmaßen zu lösen beginnen. Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine "predicted composition", wie Trobollowitsch selbst sagt. Der Ausgang des Stücks ist voraussehbar. Es ist "ein Marsch bis zum taktlosen Ende –- der Mensch schmilzt, die Stille bleibt".

Schließlich wird im Orpheum Extra auch die audiovisuelle Installation "pflügl"zu erfahren sein. Diese folgt der einigermaßen absurden Idee, einen Konzertflügel hinter einen Traktor zu spannen, um damit ein Feld zu pflügen. "pflügl" ist der Versuch, ein kulturell aufgeladenes Objekt an eine Aktivität zu koppeln, die dem ursprünglichen Umgang mit diesem diametral entgegensteht. Bei dem Objekt handelt es sich um einen Konzertflügel; bei der Aktivität handelt es sich um das Pflügen. Während der Pflug dem Boden immer überlegen ist, entsteht beim "Pflügln" ein ausgeglichenes Kräftemessen, das sich sowohl auf den Boden als auch auf den Flügel zerstörerisch auswirkt.