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Dark Ambient/Noise Crossovers

Wie kaum ein anderer Bereich elektronischer Musik haben sich Drone und Noise in den letzten Jahren als stete Quelle für innovative Ansätze und neuartige Crossovers etabliert. Dies mag einerseits mit der beeindruckenden Konsequenz zusammenhängen, mit der die Protagonist*innen ihren Sound über Jahre hinweg weiterentwickeln, andererseits aber auch damit, dass hier das Schubladendenken deutlich weniger ausgeprägt scheint als in anderen Bereichen.

Rer Repeter, mysteriöser Act aus dem Umfeld von Offseason Records, eröffnet den Abend mit seiner eigenwilligen Mischung aus Darkness, Dub und Breakbeat-Ambient. Ebenfalls auf dem Label zuhause sind Re-lay & 19 Hertz, die in ihren Performances Post-anything-Drones der Marke Constellation Records mit Hip-Hop-Beats kombinieren. Wer sich für den Zeitlupen-Riot von Offseason Records interessiert, dem seien zur Einstimmung die regelmäßig erscheinenden Offcasts des Labels empfohlen.

Auch für Opcion aka Ab-Hinc von Widerstand Records bilden Dark Ambient, Drones und Breakbeat die Grundlagen der Produktionen. Nachdem es um den Grazer längere Zeit relativ still war, gab er heuer mit seinem Album Farkhülse Fist Reconfigurations ein kräftiges Lebenszeichen von sich.

Einem ähnlichen Stil ist auch Bobby Krlics mit seinem Projekt The Haxan Cloak verhaftet. Sein aktuelles Album Excavation ist vor Kurzem auf dem New Yorker Label Tri Angle erschienen, bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Techno und Dark Ambient und zählt definitiv zu den spannendsten Platten des Jahres.

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Eine Spur rabiater geht Margaret Chardiet als Pharmakon zur Sache. Die US-Amerikanerin konfrontiert ihr Publikum mit einer verstörenden Mischung aus Death Metal, Industrial und Electronic Body Music. Obwohl erst 22, ist sie bereits seit Jahren fest in der New Yorker Experimentalszene verankert und legte kürzlich mit Abandon ihr vielbeachtetes Debütalbum vor.

Das Trio clipping. kommt ebenfalls aus den Vereinigten Staaten und verbindet Gangster Rap mit Harsh Noise und Music Concrete. Was am Papier nur schwer vorstellbar ist, entwickelt bei clipping. eine wahrlich audio-cinematografische Dimension, wozu unter anderem die intensive Verwendung von Straßennoise als Soundquelle kommt. Der Sound von clipping. ist damit wesentlich mehr street als jeder zum x-ten Mal von diversen Sampling-CDs runtergezogene Break.

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Das letzte Konzert des Abends bestreiten Ninos Du Brasil, die dem brasilianischen Karneval deutlich näher stehen als dem ihrer Wahlheimat, dem Veneto. Allerdings liegt der italienisch-brasilianischen Formation wenig daran, ein folkloristisches Reenactment aufzuführen. Stattdessen wird der Salsa über subtil eingeschleusten Noise gebrochen, werden Teile der Percussion in verstörende Effekträume verfrachtet und die Energie des Rhythmus im gewieften Spiel mit Raum und Dynamik kontinuierlich gesteigert.

Der Abend wird von Marcello Basstrojani, einem Teil des Sound.kasten-Kollektivs, finalisiert. Er tagged die eigenen Mixes zwar konsequent mit all genres, fühlt sich aber zwischen Baile und Bass wohl ganz gut aufgehoben.

Der Dungeon wird während des gesamten Abends vom Kollektiv OchoReSotto visuell bespielt, das eine spezielle Diainstallation für den Raum entwickelt hat.

(Chris Sperl / Skug)