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Red Bull Music Academy Stage kuratiert von Dorian Concept

Fiepsige Synth-Sounds vereinen sich zu eiernden Akkorden auf hatscherten Hip-Hop-Beats: So ungefähr klingt When Planets Explode, das Debütalbum von Oliver Johnson alias Dorian Concept.

Ein Meisterwerk, das Musik-Guru Gilles Peterson schon 2009 zu Joe-Zawinul-Vergleichen hinriss. Die Referenz in Richtung Jazz kam dabei nicht von ungefähr. Erstes Aufsehen erregte der Wiener nämlich mit seinen YouTube-Videos namens Fooling Around on Micro Korg, in denen er auf besagtem Instrument im Zeitraffer über die Mini-Klaviatur fegt und gleichzeitig in atemberaubendem Tempo an Hall- und Pitch-Reglern schraubt. Fingerfertigkeit pur, mit der Concept bei seinen Konzerten stets Kinnladen nach unten klatschen lässt. So auch bei seinem ersten Gig am Elevate Festival 2007 im Dom im Berg. Damals konzertierte er am kleinen Floor. Ein Jahr später schon am großen. Und heuer kuratiert der 28-Jährige einen ganzen Abend. Zusammen mit der Red Bull Music Academy, der er seit 2008 verbunden ist. Erst als Teilnehmer in Barcelona, seit 2011 als Teammitglied und Studio-Tutor. Concepts Motto für die Bühne: „Schief und schön“.

Es rappelt im Karton

Den Anfang und das Ende der Nacht bestreiten The Clonious und Cid Rim gemeinsam hinter den Decks. Alte Verbündete von Concept, Brüder bei der Wiener Familienbande Affine Records. Cid Rim veröffentlichte gerade auf LuckyMe die EP Mute City. Ein verspieltes, rhythmisch vertracktes Ding zwischen IDM und Astronauten-Hip-Hop, das einen guten Vorgeschmack auf das DJ-Set der beiden gibt. Danach übernehmen zwei Nonkonformisten par excellence das Ruder: Felix Kubin und James Pants. Ersterer dieser deutsch-amerikanischen Freundschaft bastelte schon als Teenager in den Achtzigern seltsame Dada-Hörspiele und Klangcollagen und gründete 1998 sein legendäres Label Gagarin. Pants ist der Parade-Sonderling und Multiinstrumentalist im kalifornischen Hip-Hop-Stall Stones Throw. Ihr gemeinsamer Gig beim Elevate ist nicht nur eine Österreich-Premiere, sondern ihr erst dritter überhaupt. Auch die Auftritte des Elektronikers Bibio sind recht spärlich gesät. Umso erfreulicher ist es, dass der Brite, der mit Silver Wilkinson im vergangenen Mai ein feingliedriges, psychedelisches Electronic-Folk-Kleinod auf Warp Records veröffentlichte, mit seiner Plattentasche nach Graz reist.

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Danach betritt der Kurator selbst die Bühne. Im Gepäck: jungfräuliches Klangmaterial von Dorian Concepts kommender Platte, das er im Dom im Berg erstmals live antestet. Ihm folgt das Universalgenie Daedelus. Der kalifornische Koteletten- und Anzugträger stellt sein neues Album (Drown Out auf Anticon) vor. Mit einem gewohnt durchgeknallten Liveset zwischen allen Genre-Stühlen. Um 4 Uhr morgens entert dann noch ein Jungspund die Decks, der kürzlich mit seinem herrlich verspulten Nightmares-On-Wax-Remix zwischen Knuddelbär-Jazz und Sci-Fi-Zirkusmanege hat aufhorchen lassen: Jameszoo aus Holland, Labelkollege von Concept auf Kindred Spirit. Die Visuals der Nacht besorgen übrigens kon.txt, ein Künstler*innenteam – mit dem Concept die Schulbank in der FH Salzburg drückte. It’s a family affair, indeed.

(Florian Obkircher)