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UK Sometin'

Mit dem „Hardcore Continuum“ ist das so eine Sache: Kaum meint man, es dingfest gemacht zu haben, ist es schon längst entwischt und hat nicht viel mehr als einen schrillen Trümmerhaufen aus Wobble, Trance und Rock 'n' Roll zurückgelassen. Dabei, so scheint es, sind derzeit diverse Genreschubladen wenigstens temporär geöffnet und das „Nuum“ darf an ganz unterschiedlichen Geschwindigkeiten kondensieren.

Etwa an diversen Hip-Hop-Derivaten; so ist es eigentlich nur konsequent, den Abend mit Majestic Mood und Jay Smoo beginnen zu lassen. In seiner Radioshow Groove Merchants bearbeitet Majestic Mood mit Vorliebe ein Halftime-Continuum aus 808, Breakbeat und Rare Groove, dazu gibt es Weltklasse-Interviews. Außerdem ist er mittlerweile ein fixer Bestandteil der in Wien ansässigen Hip-Hop-Institution The Message und hostet gemeinsam mit Jay Smoo als Danceteria hochkarätige Bassmusic-Abende.

Anschließend darf sich das Publikum von Stellar OM Source verwirren lassen. Die Französin lebt in Antwerpen, begeistert sich für den verstorbenen Jazzer Sun Ra und Science Fiction und veröffentlichte kürzlich ihr Album Joy One Mile auf dem New Yorker Label RVNG Intl.. Ihr Sound knüpft direkt an klassischem Elektro an, wobei sich Stellar Om Source zeitweise dem Synthie-Ambient eines Jean Michel Jarre gefährlich annähert, um dann aber im richtigen Moment in Richtung Detroit abzubiegen – ganz so, wie man das an frühen Peacefrog-Platten oft so schätzt.

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Tom Ford
aka Peverelist ist seit vielen Jahren ein fixer Bestandteil der Szene in Bristol, etwa als langjähriger Betreiber des Rooted Recordstore, als Labelchef von Punch Drunk Music oder auch gemeinsam mit Kowton und Asusu als Livity Sound. Bei Letzterem – dem aktuellen Projekt – trifft die darke Rohheit von Grime und Jungle auf die Struktur von Techno; zwei Musik-Linien, die lange Zeit als unverträglich galten. Tom Ford sieht das naturgemäß anders.

Auch Paul Woolford bewegt sich als Special Request gekonnt zwischen Techno und Jungle, so als wären diese Genres immer eins gewesen. Dazu beigetragen hat zweifellos John Peel, von dessen sanfter Stimme sich Woolford bereits als Achtjähriger in den Schlaf geleiten ließ. Seit damals hat ihn das Radio nicht mehr losgelassen, besonders die lokalen, Community-orientierten Pirates in Leeds haben ihn stark geprägt. Mit seinen jüngsten Releases auf Hotflush, Planet E und seinem eigenen Label Special Request pendelt Paul Woolford zwanglos zwischen 130 und 170 bpm – der 'ardcore macht hier keinen Unterschied.

Ähnlich verhält es sich bei Simon/off, einer der treibenden Kräfte hinter dem disko404-Label, der mit Releases auf dem in Bristol ansässigen Phuture Shock Music und seinen Shows auf Londons Sub FM ein zweites musikalisches Zuhause gefunden hat. An diesem Abend führt er das Continuum mit einem Jungle-Set an seine Anfänge zurück und schließt damit den Kreis.

(Chris Sperl / Skug)