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Konvivialität und Datenpolitik

Kompass Konvivialität
Das von Ivan Illich stammende Konzept der Konvivialtät kann als Kompass für eine gesellschaftliche Entwicklung dienen, die das gute Leben als Leitwert nimmt und ökonomische Strukturen wie eine solidarische Postwachstumsökonomie anstrebt. Eine konviviale Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die immer im achtsamen Werden ist. Die vorsichtig Veränderungen zulässt, die Differenzen aushält und immer neu ausgehandelt wird. Eine Gesellschaft, in der der homo oeconomicus nicht gezüchtet wird, sondern der homo cooperans im Mittelpunkt menschlicher Entwicklung steht. Eine Gesellschaft, die heute schon beginnt, zwischen uns, im Kleinen, mit jeder vertrauensvollen Handlung. Und deren große Strukturen tiefe Demokratie erfordern und ermöglichen. 

Vortragende: Andrea Vetter (DE)

Datenpolitik in einer quantifizierten Gesellschaft
Die kritischen Diskussionen um das Sammeln von Daten drehen sich immer noch hauptsächlich um die Themen Privatsphäre oder Überwachung. Sie bewegen sich dabei aber wie in einem Silo in sehr engen Narrativen. Es steht noch viel mehr auf dem Spiel. Die Hierarchien in der Informationsgesellschaft sind die Grundlage für neue soziale Normen, die alles privilegieren, dass quantifiziert und gespeichert werden kann. Firmen und Institutionen werden von einer „Collect it all“-Strategie getrieben, die zu einer Asymmetrie an Information zwischen den Individuen, denen die Daten gehören und den Besitzern der Daten führt. Das ebnet den Weg zu neuen Partnerschaften zwischen der öffentlichen Hand und Unternehmen und damit neuen Dynamiken der Machtverhältnisse. Diese „Datensammelwut“ drückt sich auf ungewöhnliche Weise sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene aus. Matratzen, die Daten über unsere Körpertemperatur und Bewegungen im Schlaf sammeln, mobile Apps (flash light?), die aufzeichnen, wo wir uns befinden, Algorithmen, die die nächste Generation von Verbrechern vorhersagen und die Telefongespräche ganzer Länder überwachen. Daraus ergeben sich ganz grundsätzliche Fragen über das Leben in einer quantifizierten Gesellschaft (in einer Gesellschaft, in der alles gemessen und gezählt wird). Wem gehören die Daten? Wie werden sie gehandelt, aggregiert und aufbewahrt? Wer entscheidet das und nach welchen Kriterien? Wenn die Grenze zwischen Online- und Offline-Leben immer mehr verschwimmt, wie ändert das unsere Beziehung zu anderen Menschen? Und schließlich, wie verändert es unsere Gesellschaft?

In den letzen beiden Jahren wurde die öffentliche Diskussion rund um Privatsphäre und Überwachung nur anhand einiger Grundstatzfragen und innerhalb eines eingeschränkten Probelmverständnisses geführt. Um die Diskussion zu bereichern und die Implikationen einer Datengesellschaft sichtbarer zu machen, erweitert das Tactical Tech Collective den Blickwinkel über die dominanten Diskurse des Foucault'schen Panoptikums, die Bilder von Videoüberwachung und kritische Reflexionen über die NSA und die Stasi hinaus. Unsere Arbeit rückt breitere Fragestellungen ins Blickfeld, wie den Handel mit Daten, die aktuellen Beziehungen zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen und die Rolle, die wir als Konsument*innen und Bürger*innen dabei spielen. Medien berichten zwar vermehrt über diese Themen, die öffentliche Diskussion fokussiert jedoch auf einige wenige Fragen, was das öffentliche Engagement beschränkt oder ganz zum Stocken bringt. Individuen bleiben dabei mit ihren wesentlichen Fragen alleine: Warum sollte ich mich darum kümmern? Was habe ich davon?

In seinem Vortrag wird Marek Tuszynski untersuchen, wie durch die Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Institutionen jene technologischen Infrastrukturen entstanden sind, die all das zu einem Teil unseres alltäglichen Lebens gemacht haben.

Vortragender: Marek Tuszynski (DE)

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