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Gemeingut Atmosphäre
Gibt es einen Ausweg aus der Klimafalle?
Der menschengemachte Klimawandel im natürlichen Klimawandel
Vortrag von Dr. Hans-Jochen Luhmann (Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie/ DE)
Der anthropogene Klimawandel ist Ausdruck des Konzeptes „Industriegesellschaft“. Um die Machtausübung des Menschen in Relation zur Kraft des natürlichen Klimawandels quantitativ sichtbar zu machen, wird er in den Rahmen des natürlichen Wandels der Eis- und Warmzeiten gestellt. Wichtig ist dieser Zugang, weil in breiten Kreisen die Ansicht auf Unglauben stößt, dass der Mensch machtvoller sein könne als die Natur, die bislang die Lebensgrundlagen entscheidend geprägt hat.
Weiters wird das Konzept des „bereits realisierten“ menschengemachten Klimawandels hervorgehoben. Dieser ist definiert als Anstieg der Konzentration von (langlebigen) Treibhausgasen in der Erdatmosphäre, der ein Temperaturanstieg zwangsläufig folgt, d.h. dieser manifestiert sich allmählich. Der bereits „reale“, also verursachte, Temperaturanstieg ist um ein Dreifaches höher als der bislang manifestierte. Diese erhebliche Verzögerung zwischen „Realität“ (Verursachung) und Sichtbarwerden (für jedermann) wird einerseits demokratietheoretisch zum Thema gemacht. So betrachtet erscheint diese Verzögerung fatal. Kapitaltheoretisch gesehen scheint sie hingegen völlig problemlos antizipierbar. Die implizite These lautet also: Klimawandel ist eher ein Problem für bestimmte Regierungssysteme, weniger für die kapitalorientierte Wirtschaft.
Die politische Aufgabe besteht darin, den menschengemachten Klimawandel zu beenden. Darüber besteht global gesehen ein Konsens (Art. 2 UNFCCC). Um diese Herausforderung greifbar zu machen, wird gezeigt, welche maximalen Emissionskorridore von Treibhausgasen ein Stopp des Konzentrationsanstiegs impliziert und welche Budgets an fossilen Brennstoffen noch verbrannt werden dürfen, um die politisch leitenden Ziele von „maximal plus 2 Grad Celsius“ sowie „Treibhausgas-Reduktion bis 2050 um mehr als 50 Prozent“ erreichen zu können.
Die Tragödie der Atmosphäre - oder wie ein Gemeinschaftsgut zu einer handelbaren Ware wird
Vortrag von Dr. Achim Brunnengräber (Freie Universität Berlin/ DE)
Ebenso wie viele andere Gemeinschaftsgüter wird auch die Atmosphäre, die über den Treibhauseffekt Leben auf der Erde erst ermöglicht, zunehmend in private Hand überführt. Nichts anderes bedeutet das Recht auf den Handel mit Emissionen und damit das zertifizierte Recht, die Atmosphäre zu verschmutzen. Zertifikate werden zum transferierbaren Kapitalgut, das den Kapitalbestand von Unternehmen und damit gegebenenfalls deren Börsenwert erhöht. Die durch den Menschen verursachte Erhöhung der Temperatur im Treibhaus muss ganzheitlich als eine globale Irrationalität angesehen werden. Es liegt eine klassische Tragödie vor - in diesem Fall die Tragödie der Atmosphäre.
Der Schutz des Gemeinschaftsgutes Atmosphäre durch die Angleichung der Pro-Kopf-Emissionen greift zu kurz: Mit der Forderung nach einer individuell gleichen und gerechten Lasten- sowie Nutzenverteilung wird einem Denkmuster gefolgt, in dem alles, was nicht unter Verschmutzung oder marktförmige Bearbeitung der Klimakrise fällt, unberücksichtigt bleibt. Stattdessen wird die hegemonial gewordene Prämisse der Moderne gefestigt, dass gesellschaftliche Entwicklung mit der effizienteren Nutzung fossiler Energieträger und mit weltwirtschaftlichem Wachstum einhergehen müsse. Vernachlässigt werden die verschiedenen, sozial-räumlichen und kontextspezifischen Herausforderungen im Umgang mit dem Klimawandel. Notwendig ist die Überführung des fossilen Energieregimes hin zu Erneuerbaren Energien mit ihrem demokratisierenden Potential.
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