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Genetische und biologische Commons unter Privatisierungsdruck
Biopiraterie, Gentechnik, Ernährungskrise und Gegenstrategien
Mit Anne Schweigler (BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie/ DE) und Heike Schiebeck (Via Campesina/ AT) + Eingangsstatement zur Diskussion: Percy Schmeiser (Bauer und Saatgutzüchter, Träger des alternativen Nobelpreises 2007/ CA)
Haie im Genpool: Agrar- und Pharmamultis plündern die genetischen Commons
Vortrag von Anne Schweigler (BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie/ DE)
Die BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie kritisiert den vorherrschenden Habitus, über biologische Vielfalt nur als Naturschutzthema zu reden. Damit werden andere Interessen verschleiert. Biodiversität ist eng verbunden mit politischen, sozialen und ökonomischen Komponenten, und um die “Eigentumsfrage” findet ein weltweiter Machtkampf statt. Transnationale Saatgut-, Pharma- und Kosmetikkonzerne des "Nordens" (oft im Verbund mit Forschungseinrichtungen) streben mit Hilfe von ständig schärferen und umfassenderen geistigen Eigentumsrechten nach mehr Nutzungskontrolle über die biologische Vielfalt. Im Visier haben sie die genetischen und biologischen Grundlagen und Eigenschaften aller Nutz- und Heilpflanzen. D.h., ihnen geht es letztlich um die Kontrolle über den gesamten Lebensmittel- und Pharma-Bereich weltweit.
Gegen diese Privatisierung der genetischen und biologischen Commons (Biopiraterie) wehren sich bisher vor allem Kleinbauern und -bäuerinnen und Indigene Völker aus den sogenannten Entwicklungsländern. Sie sind am unmittelbarsten von den daraus entstehenden Problemen wie Abhängigkeit und Hunger betroffen. Aber auch im Norden, in den Industrieländern, wächst langsam das Bewusstsein über die zentrale Bedeutung und die massive Bedrohung der “genetischen und biologischen Commons”.
Der Vortrag berichtet von unterschiedlichen Strategien, wie genetische und biologische Commons geplündert und angeeignet werden, und von Protesten und Projekten auf der Suche nach Alternativen. Dabei ist eines klar: Freie biologische Vielfalt braucht kulturelle Vielfalt und die Beteiligung vieler!
Biodiversität und Saatgut als Gemeingut erhalten
Vortrag von Heike Schiebeck (Via Campesina/ AT)
Bäuerinnen und Bauern schaffen und erneuern seit Jahrtausenden das Gemeingut der pflanzlichen und tierischen Artenvielfalt. Diese ist heute schwerwiegenden Bedrohungen ausgesetzt: Industrielle Landwirtschaft, Monokulturen, Gentechnik, nationale und internationale Politiken, die ländliche Gemeinschaften und kleinstrukturierte Landwirtschaft vernichten, sowie die Aneignung des Saatguts mittels sogenannter geistiger Eigentumsrechte durch transnationale Konzerne zerstören unwiederbringlich die Artenvielfalt. Ernährungskrise und Klimawandel sind hausgemachte Probleme. Wir müssen das industrielle und exportorientierte Landwirtschaftsmodell mit hohem Energieverbrauch und weiten Transporten durch eine relokalisierte Produktion ersetzen. Die globale Kleinbauern/-bäuerinnen- und Landlosenbewegung La Via Campesina tritt gegen den neoliberalen Freihandelswahn und für kleinstrukturierte, ökologisch und sozial nachhaltige Landwirtschaft ein. Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass diese die Weltbevölkerung ernähren kann.
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