// independence?
Certainly a term, which is not easy to define, but which plays a big role in lots of different areas.
The elevate - festival is going to work on this topic by being an enabler and enforcing communication on a local basis, as well as internationally. Work in progress is the way to go.. the approach to "independence" is not easy, but highly interesting.
Statements and Text about Independence:
(some in german, some in english.. but all of them do not necessarily reflect the opinion of the Verein Kulturinitiative Schlossberg!)
Stephen Marshall
Individual freedom is the core value of all modern progressive political systems. But this independence can only be made tangible when each of us has the opportunity to reach their highest cultural, intellectual and spiritual potential. So while our Western political leaders wage war in the name of liberal democracy and globalized markets, we must ensure that after all of their self-serving destruction, the movements for social justice and cultural autonomy remain strong.
Phil Zimmermann
I've never been much of a team player, a trait some may regard as a weakness. Maybe that's why I've been an independent consultant for most of my career. But it also means I usually go my own way, and when I see a need to do something, I don't feel like I need anyone's permission. That's how PGP was created.
I don't know how to explain how to think independently, because I don't know how to think any other way.
Paulo Moura
I believe nowadays independence as everything to do with creativity. The path to independence is neither isolation nor sabotaging any kind of big power. The way to resist is being yourself. In the case of a journalist, you need to have a voice, te be original, even to have your own language. If you do, big companies can't ignore you. They might use you, but they will not change you or defeat you.
Jimmy Wales
The concept of "independence" is very important to me. Wikipedia would not be possible in a coercive top-down system -- it depends radically on free people making free voluntary choices.
Isolde Charim
Früher gab es den Unterschied zwischen politischer und persönlicher Unabhängigkeit. Erstere bedeutete, frei von fremder Herrschaft zu sein - und akzeptierte damit unausgesprochen eine eigene Herrschaft. Egal, was der Name dieses Eigenen jeweils war - ob Volk, Nation, Religion oder Region. Persönliche Unabhängigkeit hingegen bedeutete: frei von jeder Herrschaft, sein eigener Herr sein. Prototyp dafür war das bürgerliche Subjekt, das sich selbst als autonom, als Zentrum seiner Initiative verstand.
Im Unterschied zu seinen Anfängen läßt sich das Ende dieses "früher" nur schwer bestimmen. Politisch leben wir heute weltweit in eklatanten Ungleichzeitigkeiten. In unseren Breitengraden jedenfalls wird längst die politische nach dem Modus der persönlichen Unabhängigkeit gedacht: frei sein von jeder Herrschaft - sei es jener des Staates, sei es jene der politischen Parteien. All dies wird als Fremdherrschaft verstanden. Das Eigene, das dagegen gesetzt wird, wird jedoch immer persönlicher definiert: nicht das eigene Volk, sondern das eigene Ich.
Gleichzeitig aber wird heute alles vom Kapitalismus ergriffen: auch das Eigenste, Innerste. Daraus entsteht die Paradoxie, daß gerade das Pochen auf dem Eigenen, die Herrschaft befördern kann. Wir leben heute in einem paradoxen Raum, der Identität und Gegen-Identität, Anpassung und Widerstände, gleichzeitig zu absorbieren vermag. Nicht mainstream-Sein, ganz man selbst sein - solche ehemals rebellischen individualistischen Haltungen sind längst zum ökonomischen Faktor geworden.
Und trotzdem: auch der paradoxe Raum hat - paradoxerweise - eine Grenze: Gerade durch die kapitalistische Kolonisierung unseres Selbst erhält die Frage: "Was will ich sein?", die Frage nach der eigenen Identität und persönlichen Unabhängigkeit eine unmittelbar politische Dimension. Anders gesagt: Das Stellen der Frage nach der Unabhängigkeit wird schon zu einem Akt ebendieser Unabhängigkeit - gerade wenn dies öffentlich geschieht, wie bei dem gegenwärtigen Grazer Symposion.
Unabhängig sein und unabhängig werden
Leo Kühberger (ImF/Institut militanter Forschung)
Unabhängig sein? Klar, das wollen wir doch alle! Schwer vorstellbar, dass jemensch das Gegenteil erklären würde, und sagte, dass er/sie gern abhängig wäre, sich gern beherrschen ließe. Insbesondere in unseren bewegten Zeiten, die sich dadurch auszeichnen, dass immer größere Bereiche des Lebens brutal und kompromisslos der Warenlogik untergeordnet werden, sagen sich immer mehr los, wollen unabhängig sein oder werden. Heute mehr denn ever, geht´s doch genau darum, selbst bestimmt zu leben und Abhängigkeiten aufzubrechen. Nicht nur, weil wir das wollen, weil wir darum kämpfen, sondern auch weil das gefordert wird, da wir ohne den Peitsche schwingenden Zuchtmeister produktive, konsumierende und kommunizierende Subjekte sein sollen.
Unabhängigkeit oder Autonomie waren und sind machtvolle Begriffe. Das bürgerliche Subjekt, autonom und unbeschränkt vorgestellt, mag historisch einen wichtigen Schritt dargestellt haben, weil es den Menschen unabhängig von göttlichen und sozialen Ansprüchen und Vorrechten machte, und die herrschenden Verhältnisse seines göttlichen und adeligen Gewands entkleidete und dieses auf den Müllhaufen der Geschichte beförderte. Doch war dieses Subjekt eben immer nur vorgestellt, weil es den Menschen quasi außerhalb der Gesellschaft dachte, der Mensch aber erst durch die Gesellschaft zum Menschen wird, nur als Summe dieser Beziehungen und Verhältnisse gedacht werden kann. Da wir immer gesellschaftlich sind, und in Beziehungen zu anderen stehen, bestehen stets Abhängigkeiten, weil diese bereits im Moment der Interaktion mit diesen anderen entstehen, und das autonome Subjekt damit in sich zusammenfällt. Doch bleibt die Frage, wie diese Abhängigkeiten und Verhältnisse aussehen und gestaltet werden, und es liegt an uns den Grad der Un-Abhängigkeit zu bestimmen. Zum einen formt(e) uns diese Gesellschaft, handeln wir aus diesem vorgefundenen strukturellen Rahmen heraus, zum anderen erschaffen wir diesen auch immer wieder, und wenn wir es sind, die diese Bedingungen erschaffen, liegt es nur an uns diese zu verändern!
„Seid Subjekte!“ mag nowadays ein Ordnungsruf sein. Die Fäden, aus denen das Netz der herrschenden Ordnung geknüpft ist, mögen damit dünner, weniger sichtbar, vielleicht zahlreicher und an manchen Stellen dehnbarer geworden sein, aber sie sind da, und es gilt sie zu durchtrennen und Verhältnisse zu realisieren, die eben nichts mit dem Elend, der Gewalt und der Entfremdung der gegenwärtigen Gesellschaften zu tun haben.
unabhängigkeit vs. fryheit
stefan.schmitzer@gmx.net
unabhängigkeit isn blödes wort: ne negation, die "freiheit" heißen will: im religionslehrerjargon freiheit VON einer sache, ohne die freiheit FÜR eine sache mitzubezeichnen. aber ach, der jargon... wenn wir fragen, wovon einer nicht abhängig ist, von dem wir sagen, er sei un-abhängig, kommen wir meist auf "täglich arbeiten gehen" oder "irgendeiner bestimmten autorität in den arsch kriechen". was ja nicht heißt, dass derjenige, von dem wir da reden, sich dem siel, dass uns normalsterbliche von arbeit/autoritäten abhängig macht, befreit hätte. eher nur: dass er sich in ne gewinnerposition gespielt hat. ohne das spiel selbst zu hinterfragen. denn abhängig bleibt er. oh, klar. nicht von einem einzelnen, bestimmbaren faktor. aber doch von der totalität der kultur, das heißt von der produktion von gütern und sozialen umfeldern. auch sein interesse ist es, dass nahrung und stromversorgung etc lieferbar bleiben - dass das werkel in seiner ganzheit am rennen bleibt. wie es in einem wahlaufruf der pariser commune so schön hieß: "und meidet vom schicksal begünstigte, denn selten nur will der, der ein vermögen besitzt, im armen seinen bruder sehen." also: Freiheit aus der negation heraus - unabhängigkeit – verschiebt nur das spezifische unterwerfungsmuster, dem der "abhängige" unterlegen ist, in ein kosmisches himmelblau - auf die, solchermaßen mystifizierte/gerechtfertigte - unterdrückungsmaschine kapitalismus. das wort "unabhängigkeit" hat als seinen prototypischen aussprecher den expansionsbereiten auf-der-flucht-vor-der-enge-imperialisten. hm gegenüber steht, mit "Freiheit", der paradoxe zustand, der eintritt, wenn wir unsere abhängigkeiten erkennen und nicht auf ne glückliche fügung hoffen, die uns - je individuell (!) - in ne bessere position spielt, sondern kraft unserer erkenntnis handeln - das spiel verlassen. schockschwerenot. über das, was uns dann blüht, können wir als unfreie seelchen, die wir sind, ohnehin nur negativ reden. aber allemal erfolgversprechender erscheint es mir, die BILDER DER UNABHÄNGIGKEIT zu negieren, statt den zustand der abhängigkeit - der hat nämlich, in bezug auf uns und die titte des neoliberalismus, den nachteil, real zu sein und erst real - von "allen", für "alle" - abgeschafft werden zu müssen. so long. liebe, grüntee, klassenkampf.
„Unabhängigkeit“ – eine historische Perspektive
Karl Kaser
Was waren historisch gesehen die Grundvoraussetzungen dafür, dass Menschen die Fähigkeit erlangten, unabhängig von den jeweils herrschenden ideologischen Entwürfen (zumeist waren dies Religionen) zu werden? Wie und wann konnten sie sich von hegemonialem Denken lösen? Wodurch konnte also unabhängiges Denken entstehen?
Eine Voraussetzung dafür bildet die Schrift. Sie ermöglicht, Gedanken öffentlich mitzuteilen und bietet gleichzeitig die Chance, dass diese von mehr Menschen rezipiert und diskutiert werden als über Einzelgespräche; die Schrift ermöglichte erste Hochkulturen. Für das Entstehen machtvoller Unabhängigkeitsbewegungen waren weitere drei Voraussetzungen notwendig: 1) die Lesefähigkeit einer immer größer werdenden Gruppe von Menschen, 2) ein Medium, das die Massen erreichte, und 3) die Fähigkeit zur individuellen Selbstreflexion – also über die Stellung des Individuums im Weltgeschehen nachzudenken.
Alle diese Voraussetzungen waren im westlichen Europa bereits früh, und zwar im vermeintlich „dunklen“ Mittelalter, hergestellt wurden. Seit dem 11. Jahrhundert entstanden – beginnend in Bologna und Paris – Universitäten, deren Professoren sich allmählich von einem durch die christliche Kirche geprägten Weltbild lossagten; es wurde von Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert die Druckerpresse mit beweglichen Buchstaben (die Grundlage des modernen Computers) erfunden, und damit war ein frühes Massenmedium gegeben. Die Zahl der Menschen, die die gedruckten Produkte lesen konnten, erhöhte sich durch die Einführung des verpflichtenden Schulunterrichts seit dem 18. Jahrhundert rapid, und dadurch gewannen mehr Menschen an der Fähigkeit zur Selbstreflexion als je zuvor. Ausdruck dessen ist eine steigende Zahl von persönlichen Briefen, Tagebüchern und Autobiografien.
Die mediale Entwicklung seit Gutenberg hat sich speziell in der zweiten Hälfte des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts – von der 1968er- und Frauenbewegung abgesehen – enorm in Richtung passiver Rezeption verändert; das Selbst, der unabhängig denkende Mensch scheint sich im allgemeinen Anpassungsdruck zu verlieren. Wird der Grazer Schlossberg im September 2005 zu einem europäischen Symbol für eine Richtungsänderung?
(Un)abhängigkeit und ökonomische Zwänge
rageandreason@meatsucks.net
Als Menschen brauchen wir selbstverständlich Nahrung, eine Behausung, soziale Beziehungen... Abhängigkeit ist demnach ganz offensichtlich kein Übel an sich. Jene Abhängigkeiten aber, die die Befriedigung meiner persönlichen Bedürfnisse, meine individuellen Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten einschränken, sind mir ein Dorn im Auge. Allen voran sind dies die viel zitierten „ökonomischen Zwänge“, die mir ein Wirtschaftssystem auferlegt, in welchem nicht die Vermehrung der Glückseligkeit der Menschen die Zielsetzung ist, sondern jene des Profites. Das Leben innerhalb einer kapitalistischen Ökonomie bedeutet für mich, dass ich mich als Arbeitskraft verkaufen muss, um meine Bedürfnisse befriedigen zu können. Ich muss mich zum Lohnsklaven erniedrigen und mich als Ware am Arbeitsmarkt anbieten. Zu für mich möglichst profitablen Konditionen muss ich Tätigkeiten nachgehen, die ich ohne Bezahlung nicht machen würde. Ich muss also, wie alle anderen, kapitalistisch denken und handeln. Es scheint so, als wäre ich von den Regeln, die mir der Kapitalismus vorgibt, absolut abhängig. Von einem menschenfeindlichen Wirtschaftssystem, das uns nicht nur unsere Zeit und Energie stiehlt, unsere kreative Entfaltung hemmt und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen verkrüppelt, sondern ebenso die Verarmung großer Teile der menschlichen Population verursacht und trotz einer Überproduktion an Nahrungsmitteln tagtäglich tausende Menschen verhungern lässt, weil dies eben zu seiner Aufrechterhaltung notwendig ist. Von Regeln, deren Befolgung derart verheerende Auswirkungen hat, will ich mich natürlich unabhängig machen. Doch so leicht ist das nicht, denn würde es nicht die Überwindung des Kapitalismus voraussetzen? Und wie, bitteschön, soll das denn funktionieren? Ein Ansatz, der mir sinnvoll erscheint, ist es, mich mit Gleichgesinnten zu Konsumgemeinschaften zusammenzuschließen, Ressourcen zu teilen, zu tauschen, zu schenken (und zu klauen) statt zu kaufen. Alles, was es uns ermöglicht, ein geringeres Ausmaß an Lohnsklaverei auf uns nehmen zu müssen, ist hilfreich, denn mit der freigewordenen Zeit und Energie schaffen wir uns Spielräume, die wir mit nicht-kapitalistischen Aktivitäten füllen können. Auf diese Weise können wir bereits im Hier und Jetzt andere Verhaltensweisen und Wirtschaftsformen erproben. Das wir so den Kapitalismus loswerden können, wäre wohl ein Irrglaube, aber es ist einmal ein Anfang.
Unabhängigkeit - Medien, Freiheit, Widerstand
Evelyn Schalk
Persönliche, politische, kritische Unabhängigkeit. Im journalistischen Bereich verbinde ich den Begriff Unabhängigkeit immer mit dem der objektiven Information. „Ohnehin unmöglich!“ höre ich schon die Gegenstimmen. Doch erstens ein diesbezügliches Transparentmachen und zweitens ein breites, weil pluralistisches Meinungsspektrum sollten zumindest eine Annäherung bzw. ein Bemühen und Umsetzen-können dieses freien, menschenrechtlichen Anspruchs gewährleisten. Die österreichische Medienlandschaft ist davon jedoch zum aktuellen Zeitpunkt weiter entfernt denn je. „Unabhängig“ ist zu einer unabdingbaren Bezeichnung für Printmedien geworden, einst um sich von den so gebrandmarkten Parteizeitungen abzugrenzen. Doch wer heftet sich nun dieses „unabhängig“ auf die Titelseiten? Politische und vor allem wirtschaftliche Interessen und nicht die der freien Information regieren die (Print-)Medien. War es einst zumindest unmissverständlich, von welcher Partei eine Zeitung finanziert wurde, so wird nun eine „Unabhängigkeit“ suggeriert, die als Bezeichnung an sich schon eine Manipulation der LeserInnen darstellt.
Unabhängigkeit steht immer auch für Freiheit. Die Freiheit, zu sein und zu leben wie mensch individuell möchte, frei von Repressionen, frei Kritik zu äußern, frei - Mensch zu sein. Wird dem auch konsequent entgegengearbeitet - denn solche Freiheit bedeutet eben auch freies Denken und Entscheiden, dies wiederum macht Menschen schwerer steuerbar für die Ausweitung von Macht und Profit, und in genau diesen Dienst stellen sich auch Medien, wenn sie nach den selben Parametern agieren - gegen die radikale Einschränkung dieser Freiheit und mit ihr der Unabhängigkeit jedes/r Einzelnen wird es immer Widerstand geben, und dieser Widerstand ist es, der letztendlich Leben selbst erst möglich macht.
Denkanstoß
Knoglinger
Die Logik des Dinglichen ist eine beschränkte und abhängige. Das Dazwischen hingegen, das Geistige, harrt der Befreiung, kann in die Unabhängigkeit geführt werden, hier ist Freiheit möglich, nicht im Materiellen. Sind die Dinge grundsätzlich zwingend in ihrem So-Sein, so ist Zwang im Geist stets irreal: Prägung und Gewohnheit verlieren an Kraft, sobald sie erkannt sind.
Paradoxerweise suchen die meisten Menschen in unserer Gesellschaft die Freiheit in der Anhäufung von materiellem Besitz, und es braucht ja auch eine gewisse Denkarbeit, um dieser Widersinnigkeit auf die Schliche zu kommen. In der Konfrontation mit der Materie kommt es nämlich zu allerhand mystischen Gefühlen, während das Zurücklassen eines Vorurteils per se sich gar nicht anfühlt – die Intuition ist in diesem Punkte ein schlechter Ratgeber: Wir wollen die Befreiung spüren, in einer Erleuchtung oder einem Windstoß, der pragmatische Vorgang der Selbstbeobachtung und der Abkehr von ungünstigen Denkgewohnheiten ist den meisten schlicht zu langweilig, manch einer fürchtet gar, er liefe Gefahr, sein „ich“ zu beschädigen, man spürt es ja nicht, wenn man ein Vorurteil loswird, höchstens in Folge, indem man es sich erspart, sich über das eine oder andere Unbedeutende zu ärgern, sich vor dieser oder jener Belanglosigkeit zu fürchten. Ja, der Weg in die Unabhängigkeit ist ein philosophischer, ein disziplinierter; um ihn zu gehen und durchzuhalten, brauchen wir Ermutigung und Lob und vielleicht ein mitleidiges Kopfschütteln, wenn wir oben auf dem Berg stehen und juchatzen: „Ich bin frei!“
Paul Friedrich (chiapas.at)
alle sind allein alles ist unabhaengig alles steht mit allem in verbindung alles haengt von allem ab alle sind eins Ryan wahrscheinlich waren alle revolutionen an ihrem vorabend utopien. alle tiefgreifenden veränderungen in der geschichte der menschheit sind am tag vor ihrer verwirklichung utopien gewesen. subcomandante marcos unabhängigkeit ist mehr als eine persönliche erfahrung. unabhängigkeit ist nicht nur, autonom zu leben. unabhängigkeit ist nicht nur, mode, partei und sexualität abseits des mainstreams zu wählen. unabhängigkeit ist die erfahrung der gemeinsamen befreiung von herrschaft und gewalt auf allen ebenen.
(Floey, spektral.at)
Persönliche Unabhängigkeit bedeutet für mich, die Überwindung der Frage nach der innerlichen und äußerlichen Freiheit. Ich kultiviere ein Bewusstsein, dass es meinem sinnenden Lebenswandel erlaubt, jene Wendung zu nehmen, welche mir als die „Wahrhaftigste“ erscheint. Ein sich selbst überholender Gedanke sozusagen.
Als kollektive Unabhängigkeit empfinde ich gemeinsam erlebte Systeme zu schaffen und zu genießen, die so lange freie Interaktions- und Bewegungsräume bieten, bis die einander verbindenden Elemente sich auflösen oder an Bedeutung verlieren und wieder Platz für neue Zusammenhänge entstehen kann.
Ureigenst bedeutet das Streben nach Unabhängigkeit für mich – die Übung eines Geistes und Gefühlszustandes, in welchem ich von nichts abhängig bin, um mich glücklich und frei zu fühlen.
? U N A B H Ä N G I G K E I T ?
ushij und rupert matzer
Wird ein Mensch in diese Welt hineingeboren, verlässt er sie oder wird er krank, so ist er auf die Pflege, Hilfe und Sorgfalt anderer Menschen angewiesen. Alle Lebewesen dieser Erde sind abhängig von eben dieser Erde, ihrer Natur, ihren Eigenheiten, ihren Ressourcen, ihren Gewalten. Dennoch strebt der Mensch nach Unabhängigkeit. Nach Unabhängigkeit von Naturgewalten, materiellen Machtgefügen, geistigen Autoritäten.
Der Mensch hat der Kuh, dem Schwein, dem Hund, der Katze ihre Freiheit genommen, sie domestiziert und in Abhängigkeit von sich selbst gebracht. Ist diese Abhängigkeit schlecht oder die Art und Weise des Umgangs mit ihr? Weihnachten vor einem Jahr hörten wir einen Vater zu seiner Tochter sagen: So lange du deine Füße unter meinem Tisch ausstreckst, bestimme ich, was hier passiert – die Tochter fühlte sich ohnmächtig, abhängig.
Die Welthandelsbank sagt zu den Ländern der Dritten Welt: Wenn ihr von uns Kredite haben möchtet, dann müsst ihr euch an Spielregeln halten und diese bestimmen wir. Die Französische Revolution forderte „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ – sie scheiterte. Woran scheiterte sie? Können Freiheit und Unabhängigkeit nur in real gelebter Koexistenz mit der Bereitschaft zu Gleichheit und Brüderlichkeit auf Dauer bestehen? Platon träumte von einer Welt, in der es keiner Regeln bedarf, in der jeder Mensch so viel Bewusstsein und Moral in sich trägt, dass er Macht nicht missbraucht, dass er in verantwortungsvoller Beziehung zu seinen Mitlebewesen, zu seiner Umwelt steht und dementsprechend handelt. Der Mensch des 21. Jahrhunderts könnte beginnen sich vom naiven Glauben an die Heilsbotschaft eines Ideals, eines Schlagwortes zu lösen. Er könnte so weit sein, dass er die Dualität, die in jeder Idee liegt, zu verstehen beginnt. Führt grenzenlose Unabhängigkeit nicht auch zu grenzenloser Individualisierung, zur Ich-AG, deren Kehrseite soziale Verantwortungslosigkeit und Beziehungslosigkeit mit sich bringt?
Der Mensch könnte! Wenn er bereit wäre sich mit sich selbst auseinander zu setzen, wenn er bereit wäre zu erkennen, was er/sie selbst dazu beiträgt, dass die Welt so ist wie sie ist.