Die Utopie des Verschwindes - hoergeREDE startet!

25.10.2012

Heute Abend zeigt die Elevate-Minoriten-Kooperation «hoergeREDE12» die ersten Uraufführungen der speziell für das Festival produzierten Text-Ton-Stücke. Politische Dichtkunst trifft auf Avantgarde Jazz, Lautpoesie auf Klangkunst, Lyrik und Prosa auf verzerrte Gitarren, Electronics und Bass.

An den kommenden Tagen treffen im Kulturzentrum bei den Minoriten kritische Geister der Gegenwartsliteratur wie Kathrin Röggla und Robert Menasse, Bodo Hell und Barbi Marcović auf fabelhaft poetische Kapazunder der progressiven Avantgarden. Gemeinsam mit musikalischen Formationen wie dem Ensemble EIS, den Jazz-Avantgardisten Polwechsel oder den Soundartisten Ritornell verhandeln sie auf einmal poetisch verspielte, einmal politisch brisante Art und Weise die Rolle abstrakter Kunst in konkreten Krisenzeiten. Als leitmotivischer Angelpunkt steht heuer unter dem Eindruck zunehmend verheerender Umweltkatastrophen, bitter nötiger globaler Veränderungen und den letzten Lebenszeichen eines scheiternden Wirtschaftssystems der Begriff des „Verschwindens", des Sich-Auflösens, Neu-Formierens und Wieder-Gewinnens von Ordnung, Form und Kontur am Programm.

Noch nie zuvor in der Geschichte der Moderne hat die Denkfigur der Apokalypse, der Vorstellung des vollständigen Verschwindens von Mensch, Welt und Wirklichkeit, eine so breite Reichweite erlangt wie im Jahr 2012 – sie spiegelt sich in der gemeinsamen kulturelle Matrix der Krise, dient als Motor für globale Protestbewegungen und als Sinnbild für das Gefühl des völligen Ausgeliefert-Seins in herrschende Missstände.

Die Text.Ton.Stück des Festivals gehen auf ganz unterschiedliche Weise mit der diesjährigen Leitmotivik um. Heute, Donnerstag Abend ab 20h, steht das Stück der Eröffnungsrednerin Kathrin Röggla mit der Avantgarde Jazz-Formation Polwechsel, eine dadaistische angehauchte Intervention und Die Bewegtheit von Wort & Klang gegen die Ordnung der Dinge im Stück von Autor Christian STeinbacher und dem Ensemble EIS. Nähere infos dazu gibts hier.

Ein weiteres Highlight findet am dritten Festivaltag statt - Robert Menasse wird am Freitag um 19h im Minoriten ImCUBUS sein aufsehenerregendes Buch "Der europäische Landbote" erstmals in Graz präsentieren - sein flammendes Plädoyer gegen nationale Engstirnigkeit lässt scharf und pointiert den Untergang des Nationalstaates als Vision für das gemeinsame europäische Projekt erkennbar werden - eine konkrete, sehr greifbare Lesart des Topos vom Verschwinden alter Ordnung, brisant und passend zum Nationalfeiertag!

Am vierten Festival-Tag, dem Samstag, gibts es ab 20h weitere Uraufführungen politisch brisanter und zugleich poetisch verspielter Text-Ton-Stücke im Großen Minoritensaal: Die ehemalige Grazer Stadtschreiberin Barbi Marcovich, ihres Zeichens eine der zentralen Stimmen der literarischen Sub-Kultur, trifft auf den Komponisten und Klangforscher Burkhard Stangl. Nach einem lautpoetischen Klangintermezzo trifft der sprachliche Weltenschöpfer und Fixstern der heimischen Dicht-Avantgarde Bodo Hell auf die beiden jungen Musiker Ritornell, die mit aller Hand Elektronik und selbstgebastelten Instrumenten Stimme, Text, Poesie und Ton zueinander führen werden.

Nähere Infos zur Leitmotivik, ausführliche Programmessays und Weiterführendes zu den einzelnen Stücken unter www.hoergerede.at

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