Im Unterschied zum Vorläufer, der für kritische Stimmen als Sinnbild für die Verkommerzialisierung der Musikszene stand, ist die »c/o pop« in der lokalen Kölner Szene gut verankert und stellt die wirtschaftlichen Aspekte eher in den Hintergrund. Kompakt und A-Musik sind die beiden Plattenläden, welche die elektronische Musikszene in der Stadt südlich des Ruhrgebiets in den letzten zwanzig Jahren maßgeblich geprägt haben. Der Abend im Rahmen des Elevate beweist, dass im Zwischenraum dieser beiden Pole bis heute eine lebendige und experimentierfreudige Szene existiert.
So hat Rebolledo zwar seinen Lebensmittelpunkt in Paris, als Labelpartner (Hippie Dance) von Aksel Schaufler aka Superpitcher hat er aber einen direkten Bezug zu Köln und dem Kompakt-Kollektiv. Wer vom Rebolledo daher drögen Minimal-Techno befürchtet, darf sich überraschen lassen: seine eklektische aber dennoch treibende Selection von Krautrock bis Disco ist tief im elektronischen Sound der Region verwurzelt, der von Kraftwerk bis hin zu Mouse on Mars reicht.
Barnt hingegen schlägt mit seinen reduzierten Drumtrax eine bemerkenswerte Brücke zwischen Cologne und Chicago: konsequent entfunkt, ziehen die Stücke ihre Faszination aus einem Stoizismus, den auch das Werk von Mike Ink prägt und dessen musikalische Geschichte ebenfalls eng mit jener der Stadt verbunden ist. Somit verwundert es auch nicht, dass sich auf Barnt's Label Magazine auch eine Veröffentlichung von Mike Ink findet. Mit »Chappell« gelang Barnt zudem ein veritabler Clubhit – ein extrem reduzierter, trockener und geradezu manischer Drumtrack, der 2014 auf Joy Orbison's Label Hinge Finger erschienen ist.
Die ebenfalls in Köln lebende Lena Willikens bewegt sich mit ihrer Arbeit zwischen Dancefloor und Experiment und läßt dabei No-Wave, Proto-Techno, düsteren Electro und Chicago House in ihre DJ-Sets genauso einfließen wie Fieldrecordings und obskure Fundstücke. Dass diese Mischung durchaus tanzbar ist, beweist sie mit ihrer DJ-Residency im Düsseldorfer »Salon des amateurs«, einem Club im Umfeld der dortigen Kunstuniversität, dessen Programm derzeit als eines der ambitioniertesten im ganzen Ruhrgebiet gilt. Mit dem 2015 auf dem Berliner Label Cómeme erschienenen Debutalbum »Phantom Delia« setzte Willikens diesen musikalischen Ansatz auch in eigenen Produktionen um, sechs Stücke zwischen No-Wave und Off-Disco.
Eröffnet wird der Abend von Heap, dessen kürzlich gegründetes Label Neubau ein Spektrum zwischen Techno, Wave und Industrial bearbeitet, während sich in seine DJ-Sets auch funkigere Passagen mischen können.