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Elevate 2019 - Die ersten Infos zur 15. Festivalausgabe

Von 27.02. bis 03.03.2019 steht bei Elevate alles im Zeichen des neuen Jahresthemas "Truth".  Welche Schwerpunkte behandelt werden und welche Musik-Acts bereits fix sind, erfahrt ihr hier.

Vor einem Jahr wurde der Begriff Post-Truth als Wort des Jahres ins Oxford Dictionary aufgenommen. Persönliche Überzeugungen und Appelle an Emotionen hätten objektive Tatsachen in ihrer Bedeutung für öffentliche Diskurse überholt. Und tatsächlich: Das Schreckgespenst der Fake News, das mit dem Aufstieg eines neuen populistischen Politstils die Runde machte, verunsichert nach wie vor die Öffentlichkeit, indem es seriösen Medien jede Glaubwürdigkeit abspricht. Auch unser eigener Umgang mit Wissen und Information war schon mal besser: Falschmeldungen werden neuerdings öfter in sozialen Netzwerken geteilt als faktenbasierte Berichterstattungen; digitale Echokammern erleichtern die Selbstimmunisierung gegenüber Argumenten Andersdenkender. Steckt das Wissenszeitalter in der Krise? Was passiert mit einer Gesellschaft, die Fakten nicht mehr akzeptiert? Droht das, was wir Wahrheit nennen, zwischen "alternativen" und echten Tatsachen verloren zu gehen? Oder müssen wir abweichende Wirklichkeitsauffassungen schlicht als Teil einer offenen, auf Pluralismus und Differenz beruhenden Gesellschaft akzeptieren?

Das Elevate Festival widmet sich 2019 - in Zeiten gefühlter Fakten und neuer Mythen - dem Schlüsselbegriff der gegenwärtigen Wissensgesellschaft: der Wahrheit und ihren vielen (un)heimlichen Geschwistern.

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Ab sofort steht ein limitiertes Kontingent der besonders begehrten, preiswerten Early-Bird-Tickets um € 69,- zur Verfügung. Erhältlich sind diese unter elevate.at/tickets sowie ntry.at/shop/elevate2019 - solange der Vorrat reicht

Die ersten bestätigten Musik-Acts:
2019 mit Konzert von DAF und Labelnight von Hyperdub

Unter den ersten bestätigen Acts des Musikprogramms finden sich unterschiedliche Zugänge zum Festivalthema, von Wahrnehmungsstudien über akustische Täuschungen über Cuts Ups, die medial vermittelte Wirklichkeiten in Songs packen, bis hinzu DJ-Sets, die alle Hörgewohnheiten sprengen.

Neben experimentellen Sounds und Club-Musik stehen Live-Konzerte im Mittelpunkt: Das mittlerweile im besten Sinne traditionsreiche Elevate-Abschlusskonzert im Grazer Orpheum bestreitet 2019 die legendäre, vor mittlerweile genau 40 Jahren gegründete Synthie-Pop-Gruppe DAF. Die von einigen Kritikern neben Kraftwerk und Can als einflussreichste deutsche Band elektronischer Musik bezeichnete Formation spielt Altes wie Neues, (selbst)ironisch gebrochen, im Stile ungezähmter, den Mussolini tanzender Rude Boys, die für immer jung ihre eigene, endlose Jugend verschwenden.

Für die realpolitische Dimension des Clubs und die Freude an Bass und Pathos steht das legendäre Londoner Label Hyperdub. Vor genau 15 Jahren in der Plattenbautristesse Südlondons gegründet, feiern die Pioniere einer der letzten großen musikalischen Jugendbewegung, des Dubsteps, 2019 gemeinsam mit Elevate ihren runden Geburtstag bei einer Labelnight im Dom im Berg. Auch das Elevate wird 2019 fünfzehn Jahre alt. Grund genug für ein gemeinsames Feuerwerk bassfreudig progressiver Soundculture. Unter der Anleitung von Label-Boss Steve Goodman aka Kode9 kommen ProtagonistInnen der stilprägenden Hyperdub-Familie samt druckfrischer Veröffentlichungen aus den Genres Grime, Kuduro, Juke, IDM und Co plus: neu entdeckter Affinität zu Rauminstallation und Medienkunst. Zur Feier des Anlasses wird die neue Soundanlage des Dom im Berg erstmals öffentlich erfahrbar sein. Ganze 46 im Raum verteilte Lautsprecher ermöglichen ein voll immersives, quasi dreidimensionales Klangerlebnis; statt Stereo oder 5.0 umhüllt der Sound das Publikum nun ganz-körperlich, Ambisonics ist das Schlagwort dahinter. Zur Einweihung der neuen Speakerwucht produzieren die Klangbastler rund um Hyperdub ein multimediales Auftragsstück speziell für die Dom-im-Berg-Anlage.

Ein Garant für Tanzbares abseits gängiger Hörgewohnheiten ist Vladimir Ivkovic. Direkt aus dem Herz der Belgrader Gegenkultur kommt der 1992 aus dem Vorkriegsjugoslawien nach Deutschland emigrierte DJ-Künstler, der als Langzeit-Resident des Düsseldorfer Salon des Amateurs und Kopf des Labels Offen Music in seinen Sets gern alle Erwartungshaltungen des Publikums sprengt. Kein andrer DJ klänge wie er, titelte Resident Advisor 2017. In seinen Sets flirren eklektische Soundcollagen aus den entlegensten Lagunen des Akustischen, ein vorübergehendes Paradies, das jedes Weltwissen vergessen macht.

Mit Deena Abdelwahed kommt eine der Pionierinnen der arabischen Technokultur nach Graz. Auf ihrer vielbesprochenen Debut-EP Klabb, die 2017 auf dem Pariser Label InFiné erschien, kann man zuhören, wie sich gedämpfte Stimmen gegen bedrückende Instrumentierungen erheben, als würde eine zum Scheitern verurteilte Gruppe Protestierender für ihr Recht auf freie Meinungsäußerung kämpfen, ehe sie von einer Welle der Tyrannei überrollt wird. Demnächst erscheint ihr erstes Studioalbum Khonnar, bengalisch für "Minze", das Kraut der Klarheit, das Deena Abdelwahed den HörerInnen metaphorisch unter die Nase reibt, um, wie es in einer ersten Presseaussendung heißt, die dunkle, (ver)störende Seite der Dinge hervorzukehren, statt sie als unangenehme Wahrheiten verdeckt zu lassen.

Aus den Staaten, direkt aus der Pionierzeit des House mit Hiphop versöhnenden Chicago der frühen 90er, kommt mit Traxman eine lebende Legende an den Plattenspielern nach Graz. Rund um Labels wie Dance Mania und Ghettophiles produzierte Traxman unzählige Mixtapes, die energetisch selbstironische Wogen an Footwork- und Ghetto-House-Hits über die Warehouse- und Hinterhof-Hallen schwappten; mit mehrere neuen Alben in jüngster Zeit lässt der bereits drei Jahrzehnte aktive Produzent neu aufhorchen.

Funk, Soul und House in unverschämter Old-School-Renaissance sind die explosiven Zutaten in Jayda G's euphorischen Sets. Die zwischen Vancouver und Berlin hin- und hertingelnde Urheberin der Freakout Cult-Reihe ist nicht nur energiegeladener Shooting-Star am Dancefloor samt frisch gegründetem eigenen Label (JMG, zusammen mit DJ Fett Burger) sondern obendrauf angehende Jungdozentin für Umweltoxikologie. Dem Leben der Meeressäuger gilt ihre akademische Aufmerksamkeit, nach ihrer gefeierten, mit hypnotischen Dancehall-Anleihen gewürzten Debut-EP Jaydaisms und ihrem erinnerungswürdigen Boiler-Room-Auftritt bei Dekmantel Amsterdam tourt sie musikalisch durch die Welt.

Akustische Täuschungen, Wahrnehmungsverschiebungen und Stimmmanipulationen sind die Mittel der norwegischen Klangkünstlerin und Vokal-Performerin Stine Janvin, die mit ihrer Live-Show Fake Synthetic Music am Elevate auftreten wird. Darin nähert sie sich mit repetitiv melodischen Sequenzen und einer aufwendigen Lichtshow den hypnotischen Effekten der Techno- und Trancemusik.

Aus Paris kommt mit Kassel Jaeger einer jener elektroakustischen Schwergewichte nach Graz, auf die wir schon lange warten. Der junge französisch-schweizer Musikwissenschaftler und Komponist steht mit 35 Jahren dem renommierten INA-GRM-Institut vor. In seinen meist akusmatisch aufgeführten Klangstücken balanciert er Ambient Noise mit Musique Concrète und Mehrkanal-Improvisationen.

Neues aus Österreich kommt von der Free-Jazz-Band mopcut, die heuer erstmals am Donaufestival für Furore gesorgt hat. Mit Lukas König an Synthesizern und Schlagzeug, Julien Desprez an der E-Gitarre und Audrey Chen als ekstatisch extemporierte Vokalistin mit Analogsynthesizern haben sich drei KünstlerInnen zusammengetan, die an der Berührungslinie von Klangarchitektur und Performance-Ritual nicht-prosaische Songs als flüchtige Gebilde jenseits von Sprache und Schwerkraft errichten.

Diskursprogramm 2019 - Erster Einblick in die Themenschwerpunkte

Bei dem bunten Mix aus Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und Dokumentarfilmen stehen verschiedene Schwerpunkte im Zentrum, die das abstrakte Ganze in konkrete, gesellschaftspolitische Diskurse teilen.

Ein erster zentraler Fokus liegt auf dem brisanten Spannungsfeld von Wahrheit, Politik und Journalismus. Nicht erst seit dem Aufkommen rechtspopulistischer Kampfbegriffe wie Lügenpresse und Fake News stehen JournalistInnen weltweit unter Druck.

Auch die Öffentlichkeit erlebt bereits seit Jahrzehnten, wie Energiekonzerne und tendenziöse Medien Desinformationskampagnen steuern, um Zweifel am Klimawandel zu säen. Dadurch entstehen neue Aufgaben, etwa für öffentlich rechtliche Medien, um moderierend im digitalen Dickicht zwischen gefühlten und objektiven Fakten zu vermitteln.

Mit der Psychologie der Echokammer und den Möglichkeiten, sich zunehmend entlang ideologischer Vorannahmen in digitalen Informations- und Meinungskokons von Argumenten Andersdenkender abzuschotten, widmet sich ein weiterer Schwerpunkt zum Strukturwandel des Sozialen. Die Rolle von Sprache bei der Konstruktion von Wirklichkeit und die Frage, wo die Grenzen des Sagbaren in einer Zeit liegen, da die Rücksicht auf Befindlichkeiten und die Suche nach korrekten Bezeichnungen bei der Frage nach Identität nicht selten als Anfang vom Ende lebendiger Streitkultur empfunden werden, sind ebenfalls Thema einer Podiumsdiskussion.

Welchen Anteil Algorithmen und virtuelle Realitäten im Prozess der Meinungsbildung haben, wie Wahlen mittlerweile durch Software beeinflusst werden und wie Uploadfilter die Entscheidung über regelkonforme und nicht-regelkonforme Inhalte automatisieren, bildet einen weiteren Schwerpunkt rund um die digitale (De)formation von Wahrheit.

 

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