Vollständiges Diskurs- und Kunstprogramm online!
Diskursprogramm: "Trust Issues"
Vertrauen ist fordernd, Zynismus ist faul. Doch wenn das Leben weitergehen soll, muss Hoffnung bleiben – selbst wenn das Vertrauen erschüttert ist.
Das Elevate Festival 2025 lädt ein, sich mit der Kunst des Vertrauens zu befassen: Wie entsteht es, wo wird es blockiert, und wie lässt es sich erneuern? Vertrauen ist keine naive Haltung, sondern eine Grundlage für Mut, Handeln und den gemeinsamen Aufbau neuer Strukturen. Vom schmalen Grat zwischen berechtigter Skepsis und destruktivem Zynismus bis hin zu den radikalen Fragen: Wem vertrauen wir, warum – und wie können wir dieses Vertrauen erlangen bzw. verdienen?
Für diese und andere Fragen wird der Heimatsaal im Grazer Volkskundemuseum wieder drei Tage lang zum Ort für einen offenen Diskurs der Perspektiven, mit lokalen wie internationalen Gästen.
Im Zentrum steht der Dialog: über die Macht des kritischen Denkens bis hin zu den Wegen, wie wir Hoffnung aus den Abgründen unserer Systemkrisen schöpfen. Denn ohne Vertrauen gibt es keine Aktion. Keinen Wandel. Kein Morgen.
Thementag 1, Donnerstag, 6. März:
Gemeinsam durch den Klimakollaps, kritische Vertrauensbildung und die Medien in der Vertrauenskrise
Der erste Tag startet mit den Herausforderungen und Chancen von Vertrauen in der Klimakrise. Ein interaktiver Workshop unter der Leitung des Schweizer Physikers Samuel Eberenz befasst sich mit Climate Anxiety und der Förderung von Resilienz und Zusammenarbeit. In einer Keynote beleuchtet Friedrich von Borries die Rolle von Misstrauen in der Architekturgeschichte und die Verbindung zu gesellschaftlichen Transformationsprozessen.
Die weiteren Panels des Tages widmen sich der Frage, wie kritisches Vertrauen entsteht, und thematisiert die Vertrauenskrise der Medien.
Zum Abschluss des Tages gibt es einen Artist-Talk mit der US- amerikanischen Komponistin, Musikerin und „America‘s first female synth hero“ Suzanne Ciani. Seit den 1970er Jahren aktiv, gilt sie als eine der frühen Koryphäen im Bereich der Synthesizer und Pionierin der elektronischen Musik und dem Sounddesign für Film und Werbung. Im Gespräch blicken wir auf ihre bahnbrechende Karriere und ihre wegweisenden Beiträge zur elektronischen Musik.
Thementag 2, Freitag, 7. März:
Nicht-menschliche Intelligenzen, Un/Trustworthy AI und Netzpolitik
Am zweiten Tag steht Vertrauen im Kontext von Technologie und Künstlicher Intelligenz im Mittelpunkt. Der Tag startet mit dem Workshop “Manuals for Designing Trust”, in welchem Studierende des Studiengangs Informationsdesigns an der Fachhochschule Joanneum in Graz untersuchen, wie Design als strategisches Werkzeug von einflussreichen Akteuren wie Unternehmen und Regierungen verwendet wird, um Vertrauen zu erzeugen.
James Bridle spricht in einer Keynote über nicht-menschliche Intelligenzen und deren Bedeutung für den Umgang mit Technologie und Natur. Das erste Panel am Freitag versammelt Expert:innen, die sich dem unkritischen Vertrauen in KI und den dahinter stehenden Machtstrukturen entgegenstellen.
Der Netzpolitische Abend thematisiert im Anschluss IT-Sicherheit, algorithmische Verzerrungen und den Umgang mit Desinformation. Zum Abschluss wird der Film „How to Build a Truth Engine“ gezeigt, der sich mit den Mechanismen von Desinformation auseinandersetzt.
“The danger isn’t that AI destroys us. It’s that it drives us insane.” Jaron Larnier
Thementag 3, Samstag 8. März:
Vertrauen in der Globalen Politik auf dem Prüfstand, Dialog zum Nahostkonflikt und feministische Kämpfe in stetiger Erneuerung
Der dritte Tag beleuchtet politisches Vertrauen und gesellschaftliche Kämpfe. In einem Workshop werden Ansätze für eine gerechtere und inklusivere Zukunft diskutiert. Barbara Prainsack fragt in ihrer Keynote, was nach dem Verlust des politischen Vertrauens kommt, und analysiert die Ursachen der Vertrauenskrise.
In den weiteren Panels des Tages treffen internationale Perspektiven auf Vertrauen, Macht und Demokratie aufeinander, und der Nahostkonflikt sowie die Spannungsfelder im Diskurs über Israel und Palästina rücken in den Fokus.
Beschlossen wird das Diskursprogramm am Feministischen Kampftag mit dem Film “Army of Women” der norwegischen Regisseurin Julie Lunde Lillesæter. Der Film erzählt die wegweisende Geschichte von Frauen, die dafür kämpfen, die Strafverfolgungsbehörden zur Rechenschaft zu ziehen – und zeigt dabei eine Geschichte von weltweiter, nachdrücklicher Relevanz.
Sprecher:innen
Alfred Ongere (KE) | Barbara Prainsack (AT) | Birgit Bachler (AT) | Christoph Burstup Weiss (AT) | Daniel Drepper (DE) | Eugenia Stamboliev (AT) | Elisabeth Kury (AT) | Emina Saric (BA/AT) | Esra Karakaya (DE) | Freyja van den Boom (NL) | Friedrich Moser (AT) | Friedrich von Borries (DE) | Georg Renner (AT) | Gyan Tripathi (IN) | Gvantsa Gverdtsiteli (GE) | Irma Mastenbroek (NL) | Irina Nalis (AT) | James Bridle (UK) | Jens Balzer (DE) | Jouanna Hassoun (DE) | Julia Herrnböck (AT) | Lajla Fetic (DE) | Lea Dohm (DE) | Lisa Duschek (AT) | Lori Baldwin (US) | Lukas Hermsmeier (DE) | Mazda Adli (DE) | Nadja Hahn (AT) | Paul Krisai (AT) | Roberta Maierhofer (AT) | Samuel Eberenz (CH) | Sebastian Kneidinger (AT) | Suzanne Ciani (US) | Tom Khaled Würdemann (DE) | Yilmaz Gülüm (AT)
Filmprogramm
“How to Build a Truth Engine” (AT/2024)
"An Army of Women" (NO/2024)
Kunstprogramm
Auch dieses Jahr setzt die Elevate Arts-Schiene auf intermediale Konzepte, Kunst im öffentlichen Raum, Klang- und Performancekunst an der Schnittstelle von Aktivismus, Gesellschafts- und Medienkritik sowie Innovation.
Am Eröffnungsabend im Orpheum präsentieren Marta Navaridas und Alex Deutinger mit ihrer Performance "Bounce" ein kraftvolles Ritual des Miteinanders, der Verausgabung und Transformation. Gemeinsam mit dem Elektronik-Musiker Manuel Riegler, dem Harfenisten Eduardo Raon, dem Violinisten Matteo Haitzmann und drei Tänzer:innen erschafft das Duo ein interdisziplinäres Erlebnis, das gesellschaftspolitische Themen in künstlerische Ausdrucksformen übersetzt.
Suzanne Ciani, Pionierin der elektronischen Musik, gestaltet am Donnerstag nicht nur ein mehrkanaliges Live-Set, sondern auch eine Klanginstallation für den Schlossberglift. Im Rahmen des Formats "Music For Elevators" verwandelt sie die futuristische Liftkabine ein Jahr lang in eine klangvolle Wunderkammer mit ihren ätherischen Sci-Fi-Sounds, die den Schlossberg zur cineastischen Kulisse machen. Eine speziell gepresste Vinyl-Postkarte mit der Komposition wird ebenfalls erhältlich sein.
Die Installation "Data’s Inferno" von Berit Gwendolyn Gilma und Andreas Palfinger bringt eine immersive Prozession in die stillgelegten Schlossbergstollen. Inspiriert von Dantes Höllenkreisen thematisiert das Werk moderne Vertrauenskrisen, indem es Eingabedaten in 3D-Skulpturen und Hologramme verwandelt. Die Installation zeigt, wie digitale Systeme Fehlinformationen verbreiten und das Vertrauen der Nutzer:innen erschüttern.
Am Samstag wird das Glockenspiel der Mariahilferkirche in Graz zum Klangprojekt "Change Ringing". Die Komposition der in Graz ansässigen Musikerin Annesley Black wird in Zusammenarbeit mit Alyssa Aska und Martin Ritter umgesetzt. Dieses einzigartige Werk, das über der ganzen Stadt ertönt, entsteht in Kooperation mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark und dem Creative Europe Project. Auch hier wird das Ergebnis in einer speziell gepressten Vinyl-Postkarte festgehalten.
Künstler:innen
Alex Deutinger (AT) | Alyssa Aska (US) | Andreas Palfinger (AT) | Annesley Black (CA) | Berit Gwendolyn Gilma (AT) | Bruna Diniz (AT) | Eduardo Raon (SI) | Manuel Riegler (AT) | Marta Navaridas (AT) | Martin Ritter (AT) | Matteo Haitzmann (AT)