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Tunnel Tag 1

Die klingenden Namen der an diesem Abend auftretenden Künstler täuschen ein wenig darüber hinweg, dass sich diese eigentlich immer an den dunklen Rändern diverser Genres bewegt haben, anstatt nach vorne ins Rampenlicht zu streben.

Interessanterweise gelang allen die erste Veröffentlichungen vor ungefähr zehn Jahren, einzig Shackleton hatte sich zu dieser Zeit mit dem Label Skull Disco bereits einen Namen gemacht. Dem Sound nach zu urteilen handelte es sich, zumindest musikalisch, um düstere Zeiten voller Brüche und Widersprüche. Widersprüche wie Dubtechno etwa, das zu Zweierlei wurde – Referenzpunkt und eine Art negative Vaterfigur – spätestens als sich dieser Stil in eine Ansammlung versteinerter Blaupausen verwandelt hatte. Also, let’s kill Daddy!


Mit Dave Huismans aka A Made Up Sound wird das Lineup von einem Artist angeführt, der sich in den letzten zehn Jahren zu einem der beständigsten Vertreter im Bereich von technoidem 2-Step und gebrochenem Techno entwickelt hat. Während er mit seinem Debut als 2562 (der Postleitzahl seiner Heimatstadt Den Haag) Breakbeat im Kontext von Dubstep forcierte, war sein Alias A Made Up Sound immer schon für die härteren, geradlinigeren Sachen zuständig. In den letzten zehn Jahren sind dabei vier bemerkenswerte Alben entstanden, auf denen es Huismans gelang, die Energie und Leichtigkeit seiner Singles auf das lange Format zu übertragen, ohne seine verschrobene Seite zu vernachlässigen. Beim Wiederhören zeigt sich auch heute noch, dass seine Stücke voller faszinierender musikalischer Ideen und Überraschungen stecken. Auf die Umsetzung als Live-Performance darf man gespannt sein.


Es ist kaum möglich, die Arbeit von Sam Shackleton auf ein Genre zu reduzieren. Wurden seine frühen Releases auf Skull Disco noch als prototypischer Dubstep gehandelt, firmierte er spätestens nach der Veröffentlichung seiner “Three EPs” auf dem Perlon-Label als Techno-Act. Doch mit seinen eigentümlichen Kollaborationen mit Spoken-Word-Künstlern wie Ernesto Tomasini oder Vengeance Tenfold setzte sich der Brite mit Wohnsitz in Berlin endgültig über jegliche Genregrenzen hinweg. In seinen Stücken kombiniert Shackleton vielschichtige Rhythmusstrukturen mit psychedelisch-meandernden Basslines und apokalyptischen Atmosphären, die seinen Stücken einen verstörenden, aber zugleich antreibenden Charakter verleihen.


Als Ancient Methods im Jahr 2007 erstmals in Erscheinung traten, bewegte sich das Berliner Duo Michael Wollenhaupt und Conrad Protzmann in einem Feld, das sich grob mit dem Begriff “Broken Techno” umreißen ließe. Der Bruch mit Techno ist dabei wörtlich zu verstehen, drückt er doch eine Orientierungslosigkeit aus, welche die Szene früher oder später beschleichen musste, als sich Minimal unübersehbar totgelaufen hatte. Im Fall von Ancient Methods passierte das eher früher, der Name mit Bezug zu den Anfängen von Techno ist Programm. Inzwischen hat Protzmann das Projekt verlassen und Michael Wollenhaupt orientiert sich nun stärker an einem von New Wave und Industrial geprägten Techno-Sound, der vermutlich auch sein DJ-Set bestimmen wird.


Jung an Tagen ist ein vergleichsweise zugängliches Projekt von Stefan Kushima, dessen experimentelle Soundarbeiten sich sonst oft in Kunst-Zusammenhängen wiederfinden. Sein aktuelles Album “Das Fest der Reichen” ist 2016 bei Editions Mego erschienen, womit Kushima endlich auch hierzulande jene Aufmerksamkeit zu Teil wird, die er international schon längst genießt. Seine abstrakten Techno-Entwürfe kommen weitgehend ohne Beats aus, büßen aber paradoxerweise nichts an ihrer Tanzbarkeit ein. Für seine Live-Sets baut Stefan Kushima sich und seinem Publikum ein eigenes, temporäres Universum aus digitalem Sounddesign und verstrahlten Afterhour-Chords und zelebriert Ambient als bedingungslose Tanzmusik.


Ohne, dass dies hierzulande sonderlich wahrgenommen wurde, hat sich Rer Repeter in den letzten Jahren mit hypnotisch-verschrobenen Dub-Variationen von Bristol bis zur amerikanischen Westküste einen Namen gemacht. In seinen Mixtapes für das in Portland ansässige Label PDXINDUBTING! verbindet er untergegangene Dub-Anthems mit verlangsamten Techno-Edits, während er die Sounds seiner eigenen Stücke – wie ein britischer Kritiker einmal treffend bemerkte – schon mal mit einer Käsehobel(!) und ähnlichen Utensilien bearbeitet.

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