Die Komponistin Elisabeth Schimana macht sich diese zu Nutze und bändigt diese in minimalistischen Kompositionen, die auf dem charismatischen Proto-Synth zu maximalistischen, mikrotonalen Statements zerfließen. Kein Wunder also, dass es gleich zwei MusikerInnen benötigt, um die Maschine unter Kontrolle zu halten. Für das Konzert im Grazer Dungeon werden Manon Liu Winter und Gregor Ladenhauf in die Manuale klopfen und an den Reglern drehen. Angewandte Mediengeschichte zwischen Fieberwahn und Epiphanie.
Justin K. Broadrick wird den meisten als Mitbegründer der legendären Grindcore-Formation Napalm Death und der Black-Metal Band Godflesh bekannt sein. Auch das Soloprojekt JK Flesh zeugt von seiner Vorliebe für harsche, brachiale Klangerzeugung, obgleich der Brite sich hier der Clubmusik zuwendet. Starrsinnig wird hier durch säurehaltige Krachkanäle gestampft und gescheppert. Der straighte 4/4 Beat droht dabei alles mitzureißen, was sich ihm entgegenstellt und zeugt von der typisch kompromisslosen in-your-face Haltung des Musikers. Brutalismus im Techno-Outfit.
Jan Nemecek ist einer der Protagonisten der jüngeren, serbischen Musikszene. Sein Sound ist subtil und elegant, interessiert sich für feine Nuancierungen und fraktale Beats, die zwischen IDM, House und Vaporwave changieren. Seine glasklaren Klänge greifen möchten dabei den post-digitalen Diskurs aufgreifen und auf die zunehmend akzelerierte und fragmentierte Wahrnehmung unserer Gesellschaft reflektieren. Nemecek arbeitet dafür mit zahlreichen Mikro-Samples, fügt diese zu neuen, funkelnden Dramaturgien zusammen und bleibt dabei erstaunlich melodiös.
Leon Leder aka Asfast ist einer der wenigen lokalen Vertreter der progressiven Clubmusik. Der junge Grezer infiltriert Elemente von Grime, Trap und Broken Beat, vermengt diese mit Fieldrecordings und krachigen Subtraktionen. Er bewegt sich damit ganz auf der Linie von Acts wie Lotic, M.E.S.H. oder Kode 9. Seine schnörkellosen Tracks sind Gratwanderungen zwischen karger Dekonstruktion und sinnlichem Aphorismus und beweisen, dass digitale Sprachen nicht per se mit Kälte und Oberflächlichkeit gleichgesetzt werden können.
Nicht von ungefähr eilt der in Amsterdam stationierten DJ Marcelle der Ruf voraus, sie wäre das lebende Pendant zu John Peel. Ihre DJ-Sets erfüllen einen künstlerischen Anspruch und wenden sich dafür nicht nur einem einzelnen musikalischen Genre zu, sondern schafft es von Dubstep, Hiphop über Avantgarde und Jazz bis zu Hardcore die unterschiedlichsten musikalischen Sprachen in einem idiosynkratischen Mix zu vereinen. Die Rekontextualisierung, die dabei stattfindet, hat schöpferisches, aber auch vermittelndes Potential und ignoriert erfolgreich rigide DJ-Konventionen.
Richie Herbst ist seit Dekaden fixer Bestandteil der lokalen Underground-Szene. Nicht nur hat er sein eigenes Label Interstellar Records und eine Radioshow, er ist auch in den krachigen Formationen FS Massaker und Regolith aktiv. Auch als DJ widmet er sich als Dr. One den dunklen, düsteren Auswüchsen elektronischer Musik.
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