// Dr. Richard Barbrook (UK)
>> VORTRAGENDER & DISKUSSIONSTEILNEHMER:
DO. 25.10.2007 @ DOM IM BERG
Vortrag: Richard Barbrook: „Imaginary Futures“
Richard Barbrook wird über die Visionen und Träume von elektronischer Demokratie, virtuellen Gemeinschaften und kybernetischem Kommunismus im 20. Jahrhundert und deren praktischen Beitrag zum Aufbau einer liberalen sozialen Demokratie im 21. Jahrhundert sprechen.
Richard Barbrook studierte an den Universitäten Cambridge, Essex und Kent. Anfang der 80er Jahre beschäftigte er sich vor allem mit Piratensendern und Community Radios und baute den mehrsprachigen Lokalsender, Spectrum Radio, in London mit auf. Von 1995 bis 2005 war er Koordinator des Hypermedia Research Centre der Universität von Westminster, wo er heute Politologie lehrt. Barbrook beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit der emanzipativen Nutzung von Medien, etwa durch Piratenradiosender.
In seinem mit Andy Cameron im Jahr 1995 publizierten Aufsatz "Die kalifornische Ideologie" rechnete Barbrook mit den neoliberalen Phantasien der durch das damals dominante US-Magazin "Wired" verbreiteten Auffassung vom Internet als Marktplatz des reibungslosen Kapitalismus ab.
"Those who forget the future are condemned to repeat it".
In "Imaginary Futures" entwickelt Barbrook eine neue, kritische Sicht auf die Entwicklung des World Wide Web.
Barbrook beschreibt das Internet als Produkt des Kalten Krieges, dessen Entwicklung und Ausbreitung von repressiven Ideologien motiviert war und warnt in der Folge vor der Idealisierung des Glaubens, dass Technologie und Systeme künstlicher Intelligenz, wie sie unter dem Schlagwort Web 3.0 beschrieben werden, per se die Schlüssel zu einer menschlicheren Gesellschaft sind.
Barbrook verfolgt die zentralen Visionen der aktuellen Internetgeneration zurück bis in die 1960er, wo er am Beispiel der Weltausstellung in New York zeigt, dass die Argumentation, die ihnen zugrunde liegt, ihren Ursprung in der US-amerikanischen Propaganda gegen die damalige Sowjetunion hat.
Wäre diese Vergangenheit eine andere gewesen, so Barbrook, dann wäre unsere technologische und politische Gegenwart ebenfalls eine andere. Im Umkehrschluss bedeutet dies für den Politologen, dass die aktuelle politische und soziale Entwicklung keinesfalls natürlich oder unumstößlich ist, sondern daß es eine Reihe von Alternativen dazu gibt, die Zukunft des Internets erneut von repressiven Technokraten planen zu lassen. [quelle]
>> Interview mit Richard Barbrook [ORF Futurezone]
>> Buchrezension Imaginary Futures [Armin Medosch]