Eine Gebetsprozession zieht durch Graz und versammelt sich andächtig mit Kreuz und Priester um die Überwachungskameras: „Kamera unser, die du hängst in der Innenstadt …“ wird im Chor gesprochen und gesungen, Passant_innen erhalten Flugblätter, in denen sich Forderungen wie die präventive Speicherung aller Telefongespräche oder die Installation von Kameras in Schlafzimmern finden.
Am Hauptplatz sind Streifenpolizist_innen für das dort geltende Alkoholverbot im vollen Einsatz. Gewissenhaft schnüffeln sie an Wodka- und Weinflaschen, mit denen sich eine Gruppe demonstrativ zuprostet. Enttäuschte Gesichter schließlich bei den Uniformierten: außer Wasser und Saft nichts ermittelt. Die Polizei muss wieder abziehen, das unerwünschte Bild bleibt …
In der Herrengasse finden Passant_innen Zettel mit einer verwirrenden Ankündigung: Eine „Urban Liberation Front“ droht, öffentlich Symbole staatlicher Gewalt zu sprengen – aus Protest gegen die permanente Gewalt in der Gesellschaft. Vor den Augen einer Polizei, die keinen Grund zum Eingreifen sieht, wird diese Ankündigung wenige Stunden später umgesetzt.
Mit verschiedenen Aktionen machten Aktivist_innen 2010 auf die zunehmende Überwachung des öffentlichen Raums und auf die Repression in der Gesellschaft aufmerksam. Doch statt für den soundsovielten Infostand entschied mensch sich für Irritation, Übertreibung und Ironie. Nach dem Motto der Kommunikationsguerrilla: Herrschende Codes entstellen, wenn sie nicht zerstört werden können!