Skip to main content

Interview: Michael Bauer

Wir haben unsere Gäste zu grundlegenden Fragestellungen des Festivals befragt. Hier die Antworten von Michael Bauer. Michael arbeitet für die School of Data der Open Knowledge Foundation und wird gemeinsam mit Thomas Lohninger am Donnerstag, dem 24. 10. um 12.00 ins Festivalthema einführen.

ELEVATE: Was bedeutet Open Everything für dich?

Open Everything ist vorwiegend ein Slogan. Dahinter steht jedoch die Idee, die Welt so umzugestalten, dass Menschen mehr Mitbestimmungsrecht in ihrer täglichen Umwelt haben. Produkte, die sie täglich benutzen, verstehen, Entscheidungen, die sie betreffen, beeinflussen können, usw.

ELEVATE: In welchen Bereichen ist Openness für dich besonders wichtig? Welche aktuellen Entwicklungen nimmst du dort gegenwärtig wahr? Mit welchen Herausforderungen sind wir konfrontiert?

Für besonders wichtig erachte ich Openness im Bereich der Politik und Regierungen sowie in Wissenschaft, Forschung und Kultur. Gerade in der Politik bewegen wir uns in eine Richtung, in der politische Prozesse immer mehr von den BürgerInnen entfernt werden. Wir stehen vor der Herausforderung die Ideen des intellektuellen Eigentums, das ich mit allen Mitteln verteidigen muss, in Ideen von Kooperation und Kollaboration zu wandeln.

ELEVATE: Die neue Openness birgt großes Potenzial für Selbstermächtigung und Partizipation, aber auch die Gefahr der totalen Überwachung, Kontrolle und verschärften Ausbeutung und Unterdrückung. Wie schätzt du die Situation ein: welche Tendenz überwiegt?

Die letzten Monate haben etwas sehr deutlich gemacht: Offenheit führt nicht zu mehr Überwachung und Kontrollierbarkeit. Im Gegenteil, je geschlossener Unternehmen und Staaten sind, desto einfacher fällt es ihnen, uns zu überwachen und kontrollieren. Und je eher irgendwo geheim Budgets und Dienste geschaffen werden können, desto leichter fällt es das zu verbergen.

Wenn wir jedoch Regierungen, Behörden und Konzerne dazu bringen, ihr Verhalten offen zu legen, lässt sich schwerer im Verborgenen eine überwachte Gesellschaft bauen.

ELEVATE: Was müsste gemacht werden, damit das emanzipatorische Potenzial der Openness genutzt werden kann?

Wir müssen uns wieder als Mitglieder der Gesellschaft begreifen, als Mitgestalter und Initiatoren, nicht bloß Konsumenten. Dann ist es wichtig, dass wir mit dem, was jetzt schon offen gelegt wird, umgehen lernen. Uns Techniken aneignen, die Welt um uns offener zu gestalten.

ELEVATE: Für wie wichtig hältst du den Schutz der Privatsphäre und privater Daten? Ist die Gesellschaft der Zukunft vielleicht eine Post-Privacy-Gesellschaft?

Wie die Gesellschaft der Zukunft aussieht ist schwer zu beantworten. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass persönliche Daten als Teil der Persönlichkeit wahrgenommen werden und wir den Raum bekommen uns frei und unbeinflußt zu bewegen.

ELEVATE: Wie werden die neuen Technologien, Produktionsweisen und Kommunikationsmöglichkeiten die Gesellschaft deiner Meinung nach verändern?

Es ist einfacher geworden, mit anderen Menschen zu kommunizieren und Ideen auszutauschen. Das hat die Möglichkeit uns menschlicher zu machen. Jedoch birgt es auch die Gefahr, das zu vergessen, das direkt neben uns ist.

ELEVATE: Wie können wir alle zu positiven Veränderungen beitragen?

Indem wir unsere Verantwortung als Mitglieder der Gesellschaft wahrnehmen. Anfangen uns für unsere Umgebung zu interessieren und an Entscheidungsprozessen teilzuhaben bzw. Teilhabe fordern.

Open Knowledge Foundation

> http://2013.elevate.at/E13gesellschaft