Interpenetration

Sonntag, 20 Oktober 2013

Interpenetration steht für Musik jenseits von Kategorien wie E und U, außer E steht für Environment und U für Umgebung. Das weite Umfeld rund um aktuelle, experimentelle, improvisierte und immer irgendwie außergewöhnliche Musik, Performance und interaktive Kunst.

Interpenetration riecht nie nach nassem Hund, sondern hat den frischen Pfefferminzatem der behinderungsfreien gegenseitigen Durchdringung. Die Interpenetration Stage bei Elevate wird zwar ein bisserl feucht müffeln, was aber an den innerberglichen Gegebenheiten liegt und ohnehin vom weitläufigen Kirschblütenduft der musikalischen Kracher überstrahlt wird.

Den Abend eröffnet eine junge Band aus Italien, die bald so groß sein wird, dass man sie in Graz kaum mehr live zu Ohren bekommen wird. Blue Willa erfinden nichts wirklich neu, verfeinern aber den Post-Punk und führen ihn in ungeahnte neue Regionen. Carla Bozulich, die große Göttin musikalischer Höhenflüge und seelischer Abgründe, sagt über die Band: „… their music has inhabited me. I’m thrilled to be poisoned by the beautiful, creepy sounds ...“



Die Local Heroes von Heifetz haben mit ihrem radikalen Zugang zwischen Toy Metal, Teufelsaustreibung und deutschem Liedgut ein ganzes Genre revolutioniert. Dabei sind sie nicht nur fetzig, sondern führen auch die Vorstellung einer heilen Welt ad absurdum. In ihrer Aufführungspraxis zutiefst anarchistisch, gelten sie als der Vektor aus dem imaginären Diagramm der Unmöglichkeiten.

Die phasenweise und aktuelle Aufstockung vom Duo zum Trio verbindet Heifetz mit den Men in Motion von Tumido, bei denen es kein Stehenbleiben gibt. Ob durch Energie erzeugenden Lärm oder durch den Raum groovende kosmische Winde, hier wird immer am Rande des Undenkbaren produziert. Das Zelebrieren des Paradoxons, dass der Sprung von der Klippe in den Wolken enden kann.

Wer bei Beatboxing an Hip-Hop denkt, hat Émotional (aka Aymeric Hainaux) aus Frankreich noch nicht gehört. Ganz ohne Loop-Maschinen baut sich aus seiner Stimme, seinem Atem, seinem ganzen Körper eine musikalische Welt auf, die eher nach Electronic Music, Glitch oder sogar Noise klingt. Sehr körperlich und fleischlich und abgehoben und vergeistigt.

Vor, zwischen und nach den Konzerten erfreut das Interpenetration DJ-Team mit Klängen, die das Ohr verwöhnen und den Geist erfreuen.

(Interpenetration)