Musik-Line-up nach Tagen und erste Details zum Diskursprogramm

Wie bereits angekündigt, wird der weltversöhnliche, facettenreiche Sound der Art-Pop-Diva Róisín Murphy beim diesjährigen Abschlusskonzert des Festivals im Grazer Orpheum zu erleben sein.

Die in der Zwischenzeit neu hinzugekommenen weiteren Bestätigungen lesen sich ebenso hochkarätig:
Allen voran der Showcase des Kult-Labels Hyperdub. Denn nicht nur das Elevate Festival wird nächstes Jahr 20 Jahre alt, auch das in London stationierte Flaggschiff des progressiven UK-Bass-Sounds feiert sein zwanzigjähriges Bestehen. Der mit dem Festival befreundete Labelhead Steve Goodman aka Kode9 lädt dafür Key-Acts seines Rosters zum Festival ein. Eine davon, Loraine James, wird bereits am Freitag im Orpheum vor DJ Krush und Hudson Mohawke zu erleben sein. Am Samstag geht es dann mit aya, Proc Fiscal und Ikonika zur Sache und auch Kode9 wird es sich natürlich nicht nehmen lassen, selbst die Bühne zu betreten.

Sehen wir uns das restliche Line-Up am Freitag des Festivals an, so fällt mit Iglooghost einer der aufstrebenden Acts des Lucky Me-Labels auf. Brainfeeder-Labelboss Flying Lotus selbst nannte den Producer einmal "den nächsten Aphex Twin" und auch die Presse zeigt sich angetan.

Ähnlich eklektisch und multi-perspektivisch geht die gebürtige Marokkanerin mad miran in ihren DJ-Sets vor. "Genres are disturbing, I play vibes", sagt sie über sich. Ebenfalls zwischen den Genres angesiedelt sind Animistic Beliefs. Ihre Produktionen konfrontieren Techno mit Punk, Electro mit Post-Club. Beeinflusst von Animismus und Mythologie, transportieren ihre analog produzierten Tracks eine unfassbare Energie und Konsequenz. Wir springen an dieser Stelle vom Tunnel zum Eröffnungstag ins Orpheum Extra, wo mit Manisdron ein weiterer High-Energy-Act zu erleben sein wird. Der japanische Musiker und Produzent Takafumi Okada kombiniert frenetische Drums mit japanischen Cyber-Vocals und abgespacten Acid-Synthesizern zu — wie es der Begleittext zu seinem jüngsten Release nennt — "mutant technoid nowave teeth grinding body music".

Mit CCL und Simo Cell wurden zwei internationale DJs für ein seltenes b2b-Set bestätigt. Das wachsende internationale Renommee der beiden Artists lässt sich an großen Festival- Gigs und den zahlreichen Podcast-Mixes dieses Jahres ablesen.

Der in Wien stationierte Musiker und Künstler Kenji Araki gilt als einer der up-and-coming Elektronik-Acts Österreich. Mit dem soeben auf Affine Records erschienenen Album "Hope Chess" führt er seinen genresprengenden Post-Club-Sound weiter, tritt aber gleichzeitig deutlich sensibler auf. Auf dem Elevate wird er den Release als Live-AV-Set präsentieren.

Auch Hassan Abou Alam schafft es, dynamische Spannungsbögen zu kreieren, die Body & Brain gleichzeitig aktivieren. Der Produzent und DJ gilt als einer der Heads der ägyptischen Clubszene. Alam wird in einem Live-Set seine neuesten Produktionen präsentieren.  

Aber auch jenseits des Dancefloors gibt es am Elevate einiges zu entdecken. Düster bis apokalyptisch wird es im Mausoleum, wenn die tschechische Künstlerin Petra Hermanova den Abend in den sakralen Gemäuern eröffnet. Hermanovas elegischer Gesang, kombiniert mit dem Spiel ihrer elektronisch verstärkten Zither, klingt wie ein Abgesang auf die Welt.

Ebenso markerschütternd, wenngleich im Sinne einer multisensorischen Reizüberflutung wird die darauffolgende multimediale Performance der drei Künstler, Forscher und Tüftler Peter Kutin, Patrik Lechner, und Mathias Lenz sein. Als Adaption des von Kutin entwickelten kinetischen Objekts "Torso#1", wird in der preisgekrönten Performance ROTOЯ eine Soundskulptur soweit beschleunigt, bis sie sich als Hologram aufzulösen beginnt.

Ebenfalls in eine synästhetische Welt entführen uns Optokoppler, wenngleich die Sinnesreize, die diese Künstler triggern, um einiges roher sind. Das österreichische Duo bestehend aus dem von der Formation Mikrothol bekannten Produzenten, DJ und Videokünstler Philipp Haffner und der Laser-Koryphäe Bernhard Rasinger, wird den audiovisuellen Samstagabend im Orpheum starten.

Wenn wir von preisgekrönten lokalen Künstler:innen und von Koryphäen sprechen, sind auch Radian nicht weit. Die international renommierte, in Wien stationierte Band präsentiert ihr neuestes Album am Donnerstag im Forum Keller.

Vor ihnen im Forum Keller zu hören ist Isabella Forciniti. Die in Wien stationierte, italienische Musikerin und Komponistin gilt als eine der herausragendsten Modular-Synth- Künstler:innen des Landes.

Zum Schluss dürfen wir noch ein weiteres Festival-Highlight ankündigen: die Memorials werden am Samstagabend das Orpheum Extra bespielen. Bestehend aus Verity Susman, der Frontfrau von Electrelane und Matthew Simms, Gitarrist der Kultband Wire, sind sie ein britisches Duo der Extraklasse. Gemeinsam schwelgen sie in psychedelischen Sounds zwischen 1970s Songwriting, rituellen Drones und improvisierten Freakouts.

Animistic Beliefs (NL) | aya (UK) | CCL (US) | CEM b2b MCMLXXXV (AT) | Colleen (FR) | DJ Krush (JP) | Hassan Abou Alam (EG) | Helena Hauff (DE) | Hudson Mohawke (US) | Iglooghost (UK) | Ikonika (UK) | Isabella Forciniti (AT) | Kenji Araki (AT) | Kode9 (UK) | Loraine James (UK) | mad miran (NL) | Manisdron (JP) | Maya Shenfeld (IL) | Memorials (UK) | Optokoppler (AT) | Pedro Maia (PT) | Petra Hermanova (CZ) | Proc Fiskal (UK) | Radian (AT) | Róisín Murphy (IE) | ROTOЯ - SONIC BODY (AT) | Ryoji Ikeda (JP) | Simo Cell (FR) | Zoë Mc Pherson (FR) + mehr TBA

In einer Welt, die mit dem höchsten Stand an gewaltsamen Konflikten seit dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert ist und in der die demokratischen Strukturen zunehmend erodieren, nimmt das 20. Jubiläumsfestival von Elevate unter dem Titel "Western Promises", eine kritische Betrachtung der globalen Lage vor.

Wir erleben die Demokratie im Belagerungszustand. Die Zahl demokratischer Länder nimmt weltweit ab, gleichzeitig stehen 2024 mehr als 70 Wahlen bevor.
Im Zentrum des Festivals steht die Frage, wie robust die westlichen Ideale von Demokratie, Humanismus, individueller Ermächtigung, politischer Teilhabe und Toleranz sind, wenn sie von innen und außen durch rechtspopulistische Propaganda und andere antidemokratische Kräfte bedroht werden.

Dabei wird betont, dass Demokratie keine Zuschauer:innen-Veranstaltung ist, sondern aktives Engagement erfordert. Das Programm sucht nach Wegen, um der Polarisierung entgegenzutreten und kollektive Ermächtigung zu fördern statt hyper-individualisierte Empörung zu feiern.

Wie sehen die Perspektiven von westlichen Werten und Demokratien in einer multipolaren Welt aus? Was bleibt heute noch von den zahlreichen "Western Promises", die im Laufe des letzten und neuen Jahrhunderts abgegeben wurden und wie sieht es mit dem Verhältnis zur eigenen kolonialen Vergangenheit aus? Welche Werte braucht eine inklusive Demokratie heute? Sind wir bereit, die Herausforderungen anzunehmen und neue Wege zu finden, um die Versprechen der universellen Menschenrechte in eine gemeinsame, würdevolle Zukunft für alle umzusetzen? Für diese und andere Fragen wird der Heimatsaal im Grazer Volkskundemuseum wieder drei Tage lang zum Diskussionsort, mit nationalen wie internationalen Gästen.

Geoff Mulgan, der britische "social entrepreneur", Autor, Wissenschaftler und Professor für Soziale Innovation, wurde 2020 zum Ritter geschlagen. In seinem aktuellen Buch "Another world is possible" widmet er sich der Krise der Imagination. 

Gemeinsam stellen sich der schweizer Theatermacher und Autor Milo Rau und die Aktionskünstlerin und Gründerin der Radikalen Töchter Cesy Leonhard der Frage nach der Rolle der Kunst in krisenhaften Zeiten. 

Der gebürtige Kanadier und Digital Ökonom Nick Srnicek, der den Begriff des Plattformkapitalismus geprägt hat, setzt sich mit Themen um Postkapitalismus, Politik und Arbeit auseinander. In seinem neuen Buch behandelt er politische und ökonomische Aspekte von künstlicher Intelligenz

Der deutsch-britische Journalist Ben Knight wird seinen Film "We're All Going To Die" vorstellen. Geplagt von den umfassenden Krisen unserer Zeit, reist er von Berlin nach Kansas, Norwegen und Mexiko, um von jenen zu lernen, die sich auf den sozialen und ökologischen Zusammenbruch vorbereiten.  

Weitere bestätigte Gäste sind Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty Österreich, der politische Theoretiker Johannes Siegmund, der zu Rassismus und Solidarität in der Klimakrise forscht, sowie der Historiker David Broder ("Mussolini´s Grandchildren") der sich mit der jüngeren Geschichte des Faschismus in Italien beschäftigt. Auch Tanja Fachataler, Policy Advisor bei epicenter.works, sowie die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger, Expertin für die Bereiche Fluchtmigration und Integration sowie Autorin des Buches „Das Fluchtparadox“ das u.a. als Wissenschaftsbuch des Jahres 2023 in der Kategorie Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften ausgezeichnet wurde, werden Teil des Programms sein.

Wie gewohnt werden die Diskursveranstaltungen des Festivals bei freiem Eintritt zugänglich sein. Neben internationaler Perspektiven werden auch starke Lokalbezüge und die Möglichkeit zur Vernetzung mit Sprecher:innen und Initiativen angeboten.

David Broder (UK) | Tanja Fachataler (AT) | Shoura Hashemi (AT) | Cesy Leonhard (DE)| Ben Knight (DE/UK) | Judith Kohlenberger (AT) | Geoff Mulgan (UK) | Milo Rau (CH) | Nick Srnicek (CA) | Johannes Siegmund (AT) + mehr TBA

Festivalpässe und Tickets für alle Kategorien sind via NTRY und Öticket erhältlich. Weitere Infos findet ihr in unserem Ticketshop.