Weltweit kämpfen große Medienhäuser mit einbrechenden Werbeeinnahmen und Verlusten in Milliardenhöhe. Nicht nur US-Medienmogul Rupert Murdoch hat angekündigt, quer durch den Konzern Stellen abzubauen. Auch in Österreich und anderen Ländern stehen Kündigungen und Aufnahmesperren auf dem Programm. Wer bleiben darf, muss jetzt unter Umständen seinen journalistischen Idealismus noch weiter hintanstellen. Er/Sie macht nun die Arbeit für zwei, darf etwa für die Lokalnachrichten im Privatradio keine eigenen Recherchen mehr durchführen, sondern kürzt und kopiert nur noch die Meldungen der Agenturen. Am Inhalt wird der/die RedakteurIn kaum noch gemessen. Was zählt ist, dass die "News" innerhalb von maximal einer Minute und 30 Sekunden erzählt sind. Ist es das, was wir uns von der sogenannten vierten Macht im Staat erwarten?

Es liegt auf der Hand: Ein Mangel an finanziellen und personellen Ressourcen hat im Journalismus verheerende Konsequenzen. So florieren beispielsweise auch PR-Agenturen, die den Redaktionen fix und fertig aufbereitetes Material zur Verfügung stellen. Viele nehmen dankbar an und versorgen ihre RezipientInnen mit gut getarnter Schleichwerbung, die anmutet wie richtiger Journalismus. Eine Möglichkeit der Einflussnahme, von der auch die Politik Gebrauch macht. So hat New-York-Times-Journalist David Barstow aufgedeckt, dass einige pensionierte Generäle vom Pentagon ausgewählt wurden, um als Analysten in Radio und Fernsehen aufzutreten und dort publikumswirksam Propaganda für den Irak-Krieg zu machen. Die Massenmedien erklärten sich bereitwillig zu Gehilfen und ersetzten seriösen Journalismus durch politische Propaganda. Dass Barstow für seine Arbeit in diesem Jahr zwar den Pulitzer-Preis für Investigativen Journalismus verliehen bekam, aber von den großen TV-Stationen in den USA fast zur Gänze ignoriert wurde, ist symptomatisch. Fundierte Kritik am System ist unerwünscht.

Sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene stecken die Medien und damit einhergehend der Journalismus tief in der Krise. Es ist spannend zu beobachten, wie vor diesem Hintergrund Menschen das Zepter immer öfter selbst in die Hand nehmen und selbst zu AkteurInnen, zu ProduzentInnen von Medieninhalten werden. Aufkommender BürgerInnenjournalismus (ein Projekt dazu wird bei Elevate im ersten Workshop behandelt: "History Commons") oder die Tatsache, dass bezahlte Profi-JournalistInnen im Auftrag von Communitys (Stichwort "Community Funded Journalism") Recherchen durchführen, sind frühe Zeichen eines fundamentalen Umbruchs. Freie Radios, Community TV, BloggerInnen und TwitterInnen (auf CNN neuerdings aus Mangel an Quellen gerne zitiert) sind Beispiele für das Engagement von BürgerInnen abseits der traditionellen Strukturen.

Durch Technologie ist es für Regime weltweit bereits sehr leicht Medien zu kontrollieren und für die "Militarisierung des Cyberspace" zu sorgen. Dazu wird Erich Moechel einen Vortrag halten und auf Fragen des Publikums eingehen. Auch Steve Goodman (als Musiker: Kode9) wird einen Vortrag zur Militarisierung halten, aber in ganz anderer Hinsicht, denn es geht um "Sonic Warfare - Sound, Affect and the Ecology of Fear" - also den Einsatz von Sounds - als Medium und Waffe.

Kritischer und qualitativ hochwertiger Journalismus ist essenziell für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft - eines der Themen der hochkarätigen Podiumsdiskussion. Auch bestehende öffentlich-rechtliche Medien erfüllen in dieser Hinsicht eine wichtige Funktion, sofern sie sich nicht im Würgegriff von Regierungen befinden, die sich dreist einmischen und denen es vor allem darum geht, Posten und Sendungen parteipolitisch zu besetzen.

Das Elevate Festival will einen Beitrag zum besseren Verständnis der verschiedenen Problemstellungen in der Medien- und Journalismus-Szene leisten sowie spannende Projekte und innovative Konzepte abseits von massenmedialer Propaganda und PR präsentieren.

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