Literatur

Samstag, 22.Okt - 22.10.2011

Kleiner Minoritensaal - lesung / performance - Hörstück 4.11 - „wir bauen den schacht zu babel, weiter“

   
20:00 - 21:00

Ferdinand Schmatz (Autor,Dozent/at)

Franz Hautzinger (GROB/at)



Am Samstag, dem dritten Festivaltag, stehen zwei weitere hochkarätig besetzte Hörstücke auf dem Programm. Zuerst präsentiert der oft als sprachlicher Erbe der „Wiener Gruppe“ gehandelte Dichter und Dozent der Wiener Angewandten für Sprachkunst Ferdinand Schmatz eine Gemeinschaftsarbeit mit einem der international renommiertesten heimischen Jazzmusiker_innen, dem Komponisten, Trompetisten und musikalischen Freigeist Franz Hautzinger, dessen hartnäckige Erforschung seines eigenen Instruments ein unerschöpfliches Lautrepertoire im Grenzbereich von Jazz, Neuer Musik und Elektronik ans Licht bringt. Stark inspiriert von den je andersartigen Geräuschkulissen seiner ausgedehnten Reisen wird er mit Schmatz und dessen sich an den Paradigmen Natur und Zivilisation, Garten und Stadt, Fließen und Stille abarbeitender Lyrik ein Echo der Widersprüchlichkeiten, der Kontrapunkte der Wirklichkeit auf die Bühne bringen. Schmatz' Gedichte sind dafür bestens geeignet: „sensibel und nicht gefühlsduselig, witzig und nicht spaßig, genau und nicht spröde, rätselhaft und nicht unklar, subjektiv und nicht diffus, formbewusst und nicht formalistisch.“ (Schmidt-Dengler)

Samstag, 22.Okt - 22.10.2011

Kleiner Minoritensaal - lesung / performance - Hörstück 5.11 - „dazwischen wird immer miete fällig“

   
21:00 - 22:00

Daniela Seel (Verlegerin,Autorin/de)

Janine Rostron (DFA/de)



Wie die feingliedrigen Widersprüche unsrer Lebensrealität zu vehement vertretenen Einsprüchen anregen, ohne die Ambivalenzen des Lebens zu negieren, zeigt im Anschluss daran die Hör-Performance der jungen Berliner Lyrikerin Daniela Seel zusammen mit der als neuem Star des Diskursiv-Pop gefeierten Janine Rostron aka Planingtorock, die seit einiger Zeit mit ihrer zur Maxime erhobenen Metamorphose für Furore sorgt – barock klingende Synthesizer, dumpf verzerrte Stimmen und monotone Beats aus Drumcomputern, dazu der Einfluss einer klassischen Instrumentalausbildung und ein subtiles Spiel mit Selbstmaskierung, etwa mit der auffälligen Höckernase und der vorgewölbten Stirn aus Modelliermasse, verwischen die Grenzen zwischen menschlicher Lebenspraxis und künstlerischer Überhöhung, zwischen Tradition und Moderne, aber auch jene zwischen den Geschlechtern. Dazu passt Daniela Seel, die „zwischen mottenkiste und // utopischer praxis eine runde gorillamasken für alle“ verteilt, wie es in einem noch unveröffentlichten Gedicht ihres demnächst erscheinenden neuen Lyrikbandes heißt. Ihre Bücher veröffentlicht Seel übrigens selbst, im eigenen kookbooks-Verlag, den sie seit 2003 im Sinne eines „Labors für Poesie als Lebensform“ sehr erfolgreich leitet, ohne sich dem Marktdiktat der herrschenden (Groß-)Verlagskultur anzubiedern – als „die Ché Guevara der deutschen Verlagswirtschaft“ wurde sie bereits bezeichnet. Die Werke bedeutender junger Autor_innen wie Uljana Wolf und Ron Winkler zählen zu ihrem Programm, das sich mit folgendem schönen Motto überschreibt: „Nicht sagen: Es ist. Nicht sagen: So und so. Nur ein Womöglich. Ein Könnte es nicht. Könnte es nicht auch anders. Sagen als Sei. Sei als wäre es möglich. Als wäre es noch einmal möglich.“