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Elevate 2019 - Neue Acts im Musikprogramm
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Umso besser, wenn der Abend vielversprechend ist: Pünktlich zum Jahresausklang stehen neue KünstlerInnen im Musikprogramm des Elevate Festivals 2019 fest. Von 27. Februar bis 03. März ist es soweit. Live-Konzerte, audiovisuelle Experimente & elektronische Beats sind die Grundkomponenten auf über acht Bühnen im und um den Grazer Schlossberg. Bevor im neuen Jahr das gesamte Festivalprogramm verraten wird, mit allen Details zum Diskurs- und Kunstprogramm, steht jetzt der Club im Zentrum.
46 Lautsprecher für Hyperdub – Der erste Clubabend des Elevate 2019
In die Magie durchtanzter Clubnächte einzutauchen glückt bei Elevate 2019 wie von selbst: Erstmals seit Gründung des Festivals 2005 umströmt der Sound im Dom im Berg das Publikum von allen Himmelsrichtungen. Ambisonic nennt sich die Verheißung durchtanzter Vollbäder. Dank über 40 im ganzen Raum verteilter Lautsprecher verwandelt sich die Elevate-Hauptlocation Dom im Berg im Laufe der kommenden Jahre in einen der modernsten Clubs der Welt: Die Musik kommt bald schier von überall. Als Vorbote dieser Entwicklung weiht Hyperdub die neue Anlage am ersten Clubabend des Elevate Festivals ein. Als eines der kreativsten und weltweit bekanntesten Labels elektronischer Musik zählt es zu den besten der Branche. Warum? Weil es regelmäßig deren Regeln bricht. Ein Künstler des Labels ist der britische Sonic-Fiction-Meister Lee Gamble. Er verwandelt im Auftrag von Elevate Material von „In a Paraventral Scale“, das erste Kapitel seines auf Hyperdub erscheinenden Trypych Album „Flush Real Pharynx“, in ein 3D-Sounderlebnis, das Geschichten ohne Worte erzählt. Die Zutaten dafür sind Echos aus den Sphären von Hiphop, Jungle und Ambient, die Gamble mit Orchesterinstrumenten und Dopplereffekten aus der Popferne nahbar macht, ohne sie als feste Wand zwischen Publikum und Bühne zu stellen. Mit mehr als tanzbaren 160 Beats pro Minute erzählt Gamble von einer Welt aus unbemannten Fahrzeugen, widersprüchlichen Wirklichkeiten und Fabelwesen, die das Leben im Hier und Jetzt magisch, bedrohlich, unwirklich und immer: tanzbar scheinen lassen. Die restliche Nacht steht ganz im Zeichen eines Showcase der Hyperdub-Community. Unter der Regie von Labelgründer Kode9 bringt sie druckfrische Platten aus den Genres Grime, Kuduro, Juke, IDM und Co mit nach Graz. Mehr dazu bald.
Industrietechno und Naturwunder – IDM von Paula Temple und Bjarki in der Samstagnacht
„I wanna go bang“ – mit diesen Worten katapultierte sich 2015 der junge Isländer Bjarki Sigurdarson über Nacht in die Clubcharts. Der Track erschien auf dem von Nina Kraviz geleiteten Label трип (Trip). Mit „Happy Earthday“ bringt er wenige Wochen vor seinem Elevate-Gig ein neues Album heraus. Im Dom im Berg inszeniert er die LP als selbstironisches AV-Spektakel. Einen Gutteil der Geräusche leiht sich Bjarki aus der Natur: Als Klangjäger sammelt er in Island Lavasteine, die er als Kickdrum mit Aufnahmen plätschernder Wasserfälle und dem Beat von Totholztrommeln vermengt. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Sigur Rós und Techno. Getanzt wird dazu mittlerweile weltweit. „For me, nature is everywhere“, sagt der junge Isländer über sein Hin&her-Tingeln zwischen Vulkaninseln und Diskokugeln. Zwischen Klangforschung und Techno bewegt sich auch Paula Temple. Die in Berlin lebende Musikproduzentin gilt mit ihren wuchtigen Hybrid-Sets als eine der kompromisslosesten DJs überhaupt. Dafür verkabelt sie Plattenteller mit Live-Electronics. Ihr Label Noise Manifesto, das den sympathisch-revolutionären Slogan „Distort Sound/Norms“ im Untertitel trägt, ist genossenschaftlich organisiert. Die Idee dahinter: Möglichst hierarchiefrei und prozessorientiert, also ohne bindenden Veröffentlichungsdruck, arbeiten KünstlerInnen aus aller Welt in einem gemeinsamen Labor an innovativen Klangerzeugungen. Die kantig-harten, meist blitzschnellen Beats türmen sich bei Paula Temple auf zu phantasmagorischen Trugbildern aus tanzbarem Noise. Ihre EPs tragen gerne Titel wie „You Cannot Kill A Soul By Killing The Body“ oder schlicht „Gegen“ – psychedelisch dunkler Industrietechno zwischen Traum und Trauma.
Technopoesie und Weltfrieden – 25 Jahre Kompakt, Jayda G & Dorian Concept bei der Elevate DayTime-Party im Orpheum
Michael Mayer, Jayda G und Dorian Concept heißen die drei heurigen Garanten für lächelnde Gesichter auf der im Vorjahr erstmals bespielten Orpheum-Daytime-Stage. Im Zentrum steht Musik, die als Mittlerin zwischen den Welten all jenen die Herzen öffnet, die schon nachmittags gern tanzen. Jayda G, die Meeresbiologin mit Funk im Blut, mischt hypnotische Dancehall-Zitate mit Soul und Old-School-Tunes. Dazu passt Musik aus Österreich erstaunlich gut: Dorian Concept, das Pop-Hiphop-Trap-Wunderkind, präsentiert mit Korg-Keyboards und allerhand Live-Elektronik sein neuestes Album. Flying Lotus hat es für sein Label „Brainfeeder“ ausgewählt. In einem kammermusikalischen Ein-Personen-Ritt durch die Musiklandschaften der letzten Jahrzehnte sprudeln Jazz-Anleihen aus den 60ern in die Becken der 70er-Jahre-Funk-Fusion, um über einen ausgedehnten Umweg im Neo-Prog-Rock der 80er Jahre schließlich bei der Klang-Digitalisierung der 90er Jahre zu landen – alles mit den Mitteln der Gegenwart: „The Nature of Imitation“ nennt sich der Tonträger, den Dorian Concept am Elevate als Live-Konzert auf die Bühne bringt. Ehe im Dom im Berg die Nacht zum Tag gemacht wird, gesellt sich Michael Mayer hinter die Decks. Der Gründer des legendären deutschen Labels Kompakt gilt als Meister euphorisch-kluger DJ-Sets, die nirgends stimmiger angesiedelt sind als im Dazwischen. Wild-melancholische Italo-Disko paart sich hier mit minimalistisch reduzierter Klangarchitektur und Technopoesie. Im Universum von Michael Mayer hat Kitsch genauso Platz wie Kunst – wer klare Kategorien sucht, wird an der Nase geführt; im Kreis, einmal um die Welt, zu akustischen Party-Rondos, die für Stunden alle Gegensätze zu einem simplen Wir sind hier & wir sind laut versöhnen.
Die leisen Töne – Instrumentalelektronik im Mausoleum
Weil Partys zwar schön, aber anstrengend sind, gibt es für alle Freunde der leiseren Töne schon am zweiten Elevate-Spieltag einen Raum für Musik an der Schnittstelle von Soundart und Kammermusik. Das Grazer Mausoleum, das bereits 2018 von Multi-Instrumentalist & Efterklang-Kollaborateur Peter Broderick eingeweiht hätte werden sollen, darf sich 2019 nun endlich richtig auf ihn freuen. Die Kaltfront, die als Beast of the East Schnee und Eis über die großbritannischen Inseln fegte, hatte zu einem Flugstopp geführt, dem auch Peter Brodericks Anreise zur Vorjahresausgabe des Festivals zum Opfer fiel. Nun darf sich die ehrwürdig morbide Aura des Grazer Mausoleums freuen, mit ihm eine der profiliertesten Figuren des in London ansässigen Avantgarde-Labels Erased Tapes in Graz zu begrüßen. Gemeinsam mit der bereits angekündigten Vokalkomponistin Stine Janvin, die ihre Lichtton-Show „Fake Synthetic Music“ zeigt, taucht Broderick das Mausoleum in ein meditatives, kammermusikalisches Ambient-Ambiente. Ebenfalls mit dabei: die New Yorker Pianistin Kelly Moran. Ihr Album „Bloodroot“ wurde 2017 vom Rolling Stone Magazine zu einem der 20 besten Avantgarde-Alben des Jahres gewählt. Im Mausoleum spielt sie am präparierten Klavier Ausschnitte aus ihrem jüngsten Album, das unter dem Titel „Ultraviolet“ unlängst auf Warp Records erschien. Visualisiert wird das Ganze durch Animationen der New Yorker Medienkünstler Dave & Gabe.
Was sich sonst noch tut, im Musik-, Kunst- und Diskursprogramm von Elevate 2019, verrät das neue Jahr. Wer gleich mehr wissen will, liest hier weiter:
«« Let there be Noise - Sunn O))), Puce Mary und Robin Fox am Elevate 2019
«« Ersten Infos zum Festivalthema und mehr Musik-Acts: DAF, Kode9 und Deena Abdelwahed
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