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Das in Wien stationierte Experimentalmusik-Label Editions Mego feiert dieses Jahr sein 20jähriges Bestehen. Neben Tokyo, London, Barcelona, Berlin und anderen Städten, widmet ihm nun auch das Elevate Festival einen Showcase und das ist nur konsequent. Schließlich lässt sich die dissidente Clubkultur am Besten gemeinsam feiern.

Als vor über zwanzig Jahren das Phänomen Techno weltweit um sich zu greifen begann, war die Euphorie groß. MusikerInnen tauschten reihenweise ihre Gitarren gegen Samplers und Synthesizer ein, um auf die Suche nach neuen Ausdrucksformen zu gehen. Mitten in dieser Aufbruchsstimmung wurde Mego geboren. Ursprünglich aus dem Label Mainframe hervorgegangen, hatten die Gründer Andreas Pieper, Ramon Bauer und Peter Rehberg damals den Plan gefasst, nicht nur Techno, sondern auch sperrigere, unkonventionelle Spielarten elektronischer Musik der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bester Beweis ist der dieses Jahr wieder neu aufgelegte erste Release des Labels: «Fridge Trax« ist eine schräge Kompilation diversen Kühlschranksurrens, die genüsslich zu einer Ambientscheibe arrangiert und damals sogar live aufgeführt wurde. Es folgte ein Auftritt der gesamten Crew – denn die drei Labelbetreiber waren auch als Musiker aktiv – auf dem phonotaktik Festival 1995 und plötzlich war das Label in aller Munde. Viele MusikerInnen, die sich damals aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Computer und Laptop auf digitale Musikproduktion eingeschworen hatten, fanden hier eine Plattform. Mego nahm in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle ein, weshalb es auch heute noch oft mit dem schwammigen Begriff 'Laptopmusik' assoziiert wird.

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Fälschlicherweise, wie Peter Rehberg nicht müde wir zu betonen. Schließlich ist die ungebrochene Neugier an progressivem, musikalischem Vokabular und das Übertreten von Konventionen weder an bestimmte Tools, noch Genres gebunden. Mit dem Ausstieg von Bauer und Pieper vor gut zehn Jahren, übernahm der Brite allein das Ruder. Seitdem heißt das Label Editions Mego. Dem exzentrischen Musikallrounder Rehberg gelingt es schließlich so unterschiedliche Sparten wie Techno, Ambient, Noise, Improv, Soundexperiment und Folk unter einen Hut zu bringen. Was zählt ist der je individuelle, idiosynkratische Ausdruck der MusikerInnen. Im Backkatalog tummeln sich folglich nicht nur illustre Namen wie Christian Fennesz oder Jim O’Rourke, sondern auch Japanoise-Berzerker Keiji Haino und Merzbow, die digitalen Superfrickler Florian Hecker und Marcus Schmickler, oder Größen der jüngeren Elektronikszene wie Oneohtrix Point Never und Emeralds. Seit einigen Jahren hat das Mutterlabel auch einige Sublabels um sich geschart. So betreibt Sunn O)))‘s Metal-Drone-Kultfigur Stephen O’Malley, mit dem Rehberg auch im Duo KTL aktiv ist, das Label Ideologic Organ. Das ehemalige Emeralds-Mitglied John Elliott wurde mit Spectrum Spools betraut, einem Label, das seinen Fokus auf die junge US-Synth-Szene lenkt, während das in Frankreich ansässige Label RE-GRM mit seinen Neuauflagen der im GRM-Studio entstandenen Aufnahmen von Musique Concrète Pionieren dafür sorgt, dass nun auch Namen wie Iannis Xenakis oder Bernard Parmegiani im Editions Mego-Katalog vertreten sind.

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Der Editions Mego Showcase des Elevate Festivals ist bunt zusammengepflückt und bringt die verschiedenen Facetten des Labels zum Ausdruck. Nicht nur neuere Acts werden zu hören sein, sondern auch MusikerInnen, die von Anfang an mit dabei waren. Eine davon ist Christina Nemec aka Chra. Die Wiener comfortzone-Labelbetreiberin, die im Übrigen auch mit Rehberg und Christian Schachinger in der Band Shampoo Boy performt, ist bekannt für ihre immersiven, tief-wummernenden Drone-Scapes. Nemec fügt Bassgitarre, Effekte und Field Recording-Samples zu dystopische Klanglandschaften zusammen, die zwischen existentieller Trance und industriellem Wasteland oszillieren. Der zweite lokale Act im Line-Up ist Keyboard-Impro-Berzerker Philipp Quehenberger. In seinen Solo-Sets unterfüttert er windschiefe Melodiestränge mit geradeaus stampfenden Bassdrums – psychedelisch-verschroebener Techno, der schon seit einem guten Jahrzehnt den musikalischen Underground der Hauptstadt aufwühlt. Die zwei internationalen Acts stammen aus dem Roster von Spectrum Spools: Der Name Steve Hauschildt dürfte einigen schon aus der Formation Emeralds bekannt sein. Seine sanften Synthmodulationen gleichen einem eklektischen Mix aus trance-induzierendem Krautrock, mäanderndem Kosmische und neonfarbene Reveries, die 80er Jahre Soundtracks in Erinnerung rufen. Ziemlich konträr ist der Ansatz seines Kollegen James Donadio, der mit Verve und harschem Daumen an seinen Synthmodulen schraubt. In seinem ranzig krachigen Projekt Prostitutes fusioniert er Detroit Techno und schroffen Noise, hält sich dabei schnörkellos reduziert und entwickelt eine ästhetische Radikalität, die auch schon Labels wie Diagonal oder Opal Tape begeistern konnte.

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Auch die Dj-Line dürfte konfrontativ ausfallen. Der in Berlin ansässige Peter Votava aka Pure ist auch schon seit den 90ern im Mego Umfeld unterwegs. So veröffentlichte er gemeinsam mit Christopher Just als Ilsa Gold auf dem Vorgängerlabel Mainframe, danach als Bolder auf Editions Mego. Für sein Dj-Set wird er aus seinen über 20 Jahren Produktions- und Bühnenerfahrung mit elektronischer Musik unterschiedlichster Richtungen schöpfen und – ganz im Stil seiner letzten Veröffentlichung auf Editions Mego (Bolder – Hostile Environment) – Experimentelles mit Tanzbarem verbinden. Zwischen den einzelnen Auftritten dürfen wir auch auf DJ Pita aka Peter Rehberg himself gespannt sein, der mit Neuerscheinungen des Labels und sonstigen akustischen Kompromisslosigkeiten überraschen wird.

Text: Shilla Strelka

 

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