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Als Elevate-Team stellten wir unseren Gästen vorab Fragen zu wichtigen Themen des diesjährigen Diskursprogramms. Hier die Antworten der Berliner Energie- und Klimaaktivistin Mona Bricke.

ELEVATE: Was sind deiner Einschätzung nach die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre?

Die wichtigste Entwicklung der letzten Jahre war für mich die Einsicht, dass wir beim Thema Klimawandel mit den guten Argumenten, die wir ständig wiederholen, nicht weiterkommen werden. Ich habe mich viel mit der Psychologie des Klimawandels und seiner Verleugnung beschäftigt, insbesondere der Frage, warum wir alle (ich schließe mich da nicht aus) dazu neigen, zu verdrängen und zu verleugnen, wenn uns die Tragweite der Veränderungen bewusst werden, die eine Voraussetzung dafür sind, die nötigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen vorzunehmen, damit wir progressive gesellschaftliche Vorstellungen umsetzen können.


ELEVATE: Welche Lösungsansätze und Alternativen hältst du für vielversprechend, wenn es darum geht, zerstörerische Wirtschaftsweisen und die Profit- und Machtinteressen der Eliten zurückzudrängen und eine lebenswertere Welt für alle (auch zukünftige Generationen) zu schaffen?

Wir, die wir uns mit dieser Frage beschäftigen, müssen lernen, dass wir "Linken", "Ökos", "Weltverbesser*innen" oft die letzten sind, denen ein großer Teil der Menschen, vor allem im globalen Norden, zuhören möchte. Menschen verstehen und anerkennen größtenteils diejenigen, die ihnen ähnlich sind, zu denen sie eine Verbindung spüren. Wir sind gut darin, diejenigen zu überzeugen, die so sind wie wir, so reden wie wir, so denken wie wir. Aber für die ganz großen Veränderungen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten anstehen brauchen wir mehr: Mehr Ideen, mehr Menschen, mehr Begeisterung, mehr Ehrlichkeit bezüglich der Frage, was diese Veränderungen für uns alle bedeuten werden. Ein Beispiel aus meinem eigenen Arbeitsalltag: Es ist klar, dass wir in Europa und weltweit einen möglichst schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung brauchen. Bisher haben wir, die in Europa an diesem Ziel arbeiten, aber meist einen großen Bogen um diejenigen gemacht, deren Arbeitsplätze und Lebensentwürfe zum Beispiel an der Braunkohle hängen. Hier müssen wir neue Wege gehen: Wirbrauchen Transformationspfade für Braunkohleregionen, die wir mit den Menschen vor Ort gemeinsam entwickeln genauso wie wir den Widerstand derer brauchen, die sich vor den Kohlebagger setzen.


ELEVATE: Welche Projekte, Initiativen und Menschen inspirieren und motivieren dich?

AusgeCO2hlt www.ausgeco2hlt.de - die Aktivist*innen aus ganz Deutschland (und angrenzenden Ländern wie den Niederlanden), die sich vor riesige Braunkohlebagger im Rheinland setzen und zeigen, dass es an der Zeit für zivilen Ungehorsam ist wenn es um Kohle geht. Der Lossehof www.lossehof.de (die Kommune in der Nähe von Kassel in der ich seit anderthalb Jahren lebe) und Kommuja www.kommuja.de , das Netzwerk der politischen Kommunen in Deutschland, an dem wir beteiligt sind.

Zwei Bücher sind wichtige Meilensteine:
"Don't Even Think About It - Why our brains are wired to ignore climate change"  von George Marshall und "This Changes Everything" von Naomi Klein.


ELEVATE: Was empfiehlst du Menschen, die selbst aktiv werden wollen? Wo
und wie können sie mitwirken?


Wenn sie zum Thema Klimawandel und Kohleausstieg aktiv werden wollen, dann sollten sie sich nächstes Jahr vor und während dem großen UNO-Klimagipfel in Paris an Aktionen und Diskussionen beteiligen, in Paris oder anderswo.
Geplant sind Proteste gegen die Hauptproduzenten von CO2 in Europa - ganz vorne mit dabei: die Braunkohlekraftwerke im Rheinischen Braunkohlerevier. Und auch ganz wichtig: von denen lernen, die Transformationsmöglichkeiten schon ausprobieren und leben und selbst einsteigen. Gibt es in eurer Nähe z.B. Möglichkeiten an Projekten wie der solidarischen Landwirtschaft teilzunehmen? Wie bauen wir emanzipatorische Strukturen auf, die resilient sein können, auch
wenn der nächste große Wirtschaftscrash kommt?


ELEVATE: Wie wird die Welt deiner Meinung nach 2030, 2050 und 2100 aussehen? Welche düsteren Szenarien drohen bei "Business-as-usual" Wirklichkeit zu werden? Welche erfreulichen Entwicklungen kannst du dir vorstellen?

Es ist nötig, dass wir darauf vorbereitet sind, dass alles in den nächsten Jahrzehnten ganz schnell geht. Umbruch wird auf jeden Fall kommen. Wie wir den nutzen, ist dann die Frage.  Wir sollten mit Szenarien spielen, überlegen, welche Strukturen wir jetzt schon aufbauen können und müssen, damit wir die günstige Gelegenheit für emanzipatorische Veränderung ergreifen können, wenn das möglich ist, oder aber Netzwerke am Leben erhalten können, die soziale Verwerfungen solidarisch abfedern können. Ich bin vor anderthalb Jahren in eine Kommune gezogen und wir beschäftigen uns mit der Frage, wie wir z.B. in Deutschland in einem Netzwerk der politischen Kommunen für eine solche Vernetzung sorgen können.


ELEVATE: Was wünscht du dem Elevate Festival zu seinem zehnjährigen Jubiläum?

Rock on

 

Mona Bricke wird am Freitag dem 24.10. um 14:00 an der Diskurs-Veranstaltung Elevate Socio-ecological Transformation teilnehmen wird.

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