Day Five: Review – Medien und Kommunikation

Tuesday,25 Oct 11 20:27

Spannende Diskussionen und ein voller Zuschauerraum im Forum Stadtpark

Aus den Entwicklungen des 21.Jahrunderts ist das Internet nicht wegzudenken. Es ermöglicht uns den einfachen Zugang zu einer enormen Menge an Informationen, macht Kommunikation über weite Strecken möglich und uns jederzeit mobil und immer verfügbar. Doch wir bewegen uns nicht unbeobachtet durch die Weiten des Webs. Anonymität gibt es nicht mehr – denn was in der digitalen Welt einmal an Information vorhanden ist, geht nicht mehr verloren und kann von Werbeindustrien, Großanbietern und Regierungen jederzeit abgerufen werden.

Eine Alternative bieten Dezentrale Netze, wie sie in der ersten Diskussionsrunde dieses Elevate-Tages präsentiert wurden. Der Journalist und Autor Erich Moechel verständigt sich beispielsweise via Funk mit einigen seiner Bekannten und ist damit Teil eines Netzwerks, das unabhängig von Telefonleitungen und Handymasten funktioniert. Michael Bauer und Christian Pointner arbeiten in Wien und Graz gerade am Projekt „Funkfeuer“, das einen freien Internetzugang ermöglichen soll.

Freedom, out of the Box! verspricht danach James Vasile und präsentiert einen kleinen Plug-In Server, nicht größer, als eine externe Festplatte, der verschlüsselte Telefonie, Filesharing, Microblogging-Tools, soziale Netze wie Diaspora oder eigene Mailserver beherbergt und mit freier Software betrieben wird (Debian Linux). Die Privatsphäre wird geschützt, indem der Zugriff auf Daten durch Dritte unmöglich gemacht wird. Sichere Kommunikation mit der Außenwelt soll auch und besonders für Benutzer_innen in Staaten, in denen Unterdrückung und Verstöße gegen die Menschenrechte an der Tagesordnung sind, ermöglicht werden.

Die Verwendung bekannter Sharing-Dienste bringt uns sowohl Vorteile, als auch das Risiko der Datenweitergabe. Christian Payne, besser bekannt unter seinem Pseudonym @documentally ist einer der prominentesten Blogger und Social Media-Aktivisten in England. Er ist begeistert von der Schnelligkeit und Reichweite dieser Art der Informationsverbreitung. Doch die Nutzung kann auch kritisch gesehen werden. Max Schrems hat mit einer Gruppe von Studenten eine Anzeige gegen den Umgang von Facebook mit persönlichen Daten eingereicht. Ein PDF mit mehr als 2.000 Seiten dokumentiert allein seine Aktivitäten auf Facebook. Darin enthalten sind private Nachrichten, gelöschte Daten und sogar die Besuche auf Seiten, die mit Facebook verbunden sind (beispielsweise einen Like-Button haben). Alternativen zu den gebräuchlichen Social Media-Diensten gibt es (Diaspora, status.net uvm.) – sie können sich aber nicht bei der Masse der User durchsetzen. Diese Dienste aktiv zu fördern, aber auch, für den Datenschutz auf bestehenden Plattformen einzutreten, war der Appell an die Internetcommunity.

In einem umfassenderen gesellschaftlichen Kontext diskutiert, wurde das Thema auch bei Communication>Democracy? Die Kommunikation über das Internet hätte die Menschen eigentlich freier machen sollen – ihre Möglichkeiten und ihren Horizont erweitern. Doch inzwischen müssen wir auch erkennen, dass der Mensch dadurch zum Produkt geworden ist; ein Packet aus digitaler Information das von Firmen eingekauft und genutzt werden kann. Viele Entwicklungen im technischen Bereich bieten inzwischen die Möglichkeit sich zu wehren und damit eine Alternative für die Zukunft.

Eine erschreckend realistische Zukunftsvision aus den späten 90ern zeigte zum Abschluss der Film „We live in Public“. Ondi Timoner portraitiert darin Josh Harris, der mit Projekten zur ständigen Überwachung  sicherlich zu einem der Internet-Pioniere der frühen Stunde zählt, selbst wenn sein Name eher unbekannt ist. Nach dem Film stellte sich Timoner via Live-Stream den neugierigen Fragen der Besucher_innen.

 

Weitere Informationen zum Programm, Interviews mit den Gästen und Fotos vom Diskursprogramm, finden Sie hier.

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