Festivaleröffnung erstmals im Orpheum
In knapp einer Woche ist es endlich soweit: Das Elevate Festival öffnet seine Pforten! Erstmals findet die beliebte Openingshow im Grazer Orpheum statt. Höhepunkte des ersten Festivalabends sind ein Auftritt des Karikaturisten Gerhard Haderer sowie die mit Spannung erwartete Live-Schaltung zu Julian Assange in die ecuadorianische Botschaft. Erst letzte Woche hat eine britische Richterin entschieden, den Haftbefehl gegen Assange weiterhin aufrecht zu halten. Schweden hatte im Mai vergangenen Jahres das Verfahren gegen ihn eingestellt. Ob und wann Assange die Botschaft verlässt, bleibt also weiterhin fragwürdig. Bei der Festivaleröffnung wird er seine Perspektive darlegen. Anschließend werden Fragen aus dem Publikum gesammelt, auch um der Kontroverse rund um Wikileaks und seiner Person Rechnung zu tragen. Neben vielen weiteren Gästen aus dem Diskursprogramm geben Programmgestalter einen Vorgeschmack auf die Veranstaltungen der kommenden Tage. Bundespräsident Alexander van der Bellen schickt eine Grußbotschaft. Musikalisch aufgelockert wird die Eröffnungsshow von Turntable-Virtuose Jorge Sanchez-Chiong gemeinsam mit Drummer Lukas Koenig, der mit seiner Band 5K HD eben für den FM4-Amadeus-Award nominiert wurde. Im Anschluss präsentiert Elektronik-Urgestein B.Fleischmann erstmals live mit Band sein lang erwartetes neues Album „Stop Making Fans“. Auch Elevate Arts eröffnet ein erstes Ausstellungsformat: Die Virtual-Reality-Installation „The Lacuna Shifts“ von DEPART, die in Kooperation mit der Diagonale und Sound:Frame erstmals in Graz zu sehen ist.
Musikprogramm 2018: Neue Bühnen und Formate
Das Musikprogramm der darauf folgenden Spieltage steht heuer ganz im Zeichen neuer Bühnen: Eine Open Air Stage am Schlossberg, ein neuer AV-Schwerpunkt im Orpheum und Avantgardistisches in den Kirchenhallen des Grazer Mausoleum. Auf der neuen Day-Time-Open-Air-Stage am Schlossberg kommen u.a. die drei Stilikonen DJ Koze, Roman Flügel und Steffi zu einem Techno-Gipfeltreffen zusammen. Die ehrwürdigen Barockhallen des Mausoleums tauchen Portishead-Akkordeonist Mario Batkovic und Multi-Instrumentalist Peter Broderick in ein meditatives Ambient-Ambiente. Im Orpheum stehen Konzerte an der Schnittstelle von Soundart und Medienkunst im Zentrum: Ben Frosts körperliche Drone-Sets treffen dort auf Lichtskulpturen von Marcel Weber aka. MFO. Auch Klangkunst-Urgestein Fennesz zeigt mit seinen lichtdurchfluteten Klangstücken, warum er zu den innovativsten Gitarristen seiner Zeit zählt – visualisiert vom Filmtheoretiker und Medienkünstler Lillevan. Auch sonst gibt es viel zu entdecken: John Maus, der Existenzphilosoph unter den Synthiepopern, präsentiert nach sechs-jähriger Auszeit sein lang erwartetes viertes Album „Screen Memories“. Zum ersten Mal nach Österreich kommt Emma Olson aka Umfang, die als Co-Gründerin des Discwoman-Kollektivs mit polyrhythmischem Techno gegen die Vormacht männlicher Musiker in der zeitgenössischen Clubkultur ankämpft. Queer-Rap aus New York steuert Cakes da Killa bei, Kendrick Lamar-Produzent Nosaj Thing bespielt mit einer Lasershow den Dom im Berg. Bedingungslose Party-Euphorie liefert Jackmaster mit LabelkollegInnen bei der Numbers Label-Night. Auch heimische MusikerInnen sind stark vertreten: Neben Fennesz' Auftritt stellt B. Fleischmann sein neues Album „Stop Making Fans“ mit Band erstmals live vor. Deutschrap-Innovator Wandl feuert melancholische Basswellen über Graz und Waelder geben ihre organisch belebten Kombinate aus Ambient-Folk, Post-Dubstep und LoFi-Pop zum besten.
Mit Gästen aus 17 Ländern bisher internationalstes Elevate-Diskursprogramm
Das Diskursprogramm steht heuer ganz im Zeichen zweier Grundbegriffe der Moderne – Risiko und Courage. Beide Begriffe stehen für Selbstbestimmung, Fortschritt und Engagement. Beide sind Motor gesellschaftlicher Veränderung. Bedeutende Errungenschaften der Moderne – BürgerInnenrechte, Pressefreiheit, Demokratie – sind Ergebnisse couragierter Kämpfe. Auch das Wieder-Erstarken autoritärer Tendenzen in der Politik, die konstant bleibende soziale Ungleichheit und der Klimawandel stellen Demokratie, Rechtsstaat und natürliche Lebensräume vor große Herausforderungen.
Was getan werden kann und was getan werden muss, darüber diskutieren internationale Gäste aus Politik, Journalismus, Kunst, und Wissenschaft. Von den Frontlinien des Klimawandels und der Lage indigener Bevölkerungsgruppen in den USA, Honduras, Guatemala, Brasilien und Kenya berichten etwa die Menschenrechtsanwältinnen Renata Avila und Tara Houska. Über die Kriminalisierung von Protest sowie den Abbau demokratischer Errungenschaften diskutieren unter anderem der Suhrkamp-Autor Raul Zelik sowie die Soziologin Andrea Kretschmann vom deutsch-französischen „Forchungszentrum Marc Bloch“. Feministische Themen verhandeln die Menschenrechtsaktivistin Mahsa Ghafari und Femen-Gründerin Oksana Shachko. Mit Spannung erwartet wird auch eine Diskussionsrunde zum Thema „Furchtloser Journalismus“ mit der Kriegsfotografin und Filmemacherin Kate Brooks, dem ARD Journalisten John Goetz und der Investigativjournalistin Julia Herrnböck vom Dossier. Moderiert wird diese Session von Sarah Harrison, Direktorin der Courage Foundation und vormalige Wikileaks-Redakteurin. Zum Abschluss des Festivals am Sonntag Abend erwartet das Publikum eine einzigartige Gästeliste an US-Amerikanischen Whistleblowern. Darunter eine von Snowden‘s AnwältInnen Jesselyn Radack sowie Thomas Drake, Lisa Ling und viele weitere. Auch die Whistleblower-Legende Daniel Ellsberg wird dazu ein Video-Statement schicken.
Elevate Arts – Medienkunst, Artist-Residence und Rauminstallationen
Einen besonderen Schwerpunkt gibt es heuer auch auf Medienkunst. Gleich vier raumgreifende Arbeiten werden am Festival eröffnet. Zu sehen sind unter anderem eine Porträtreihe von Whistleblowern der britischen Medienkünstlerin Andy King, die sie als erste Elevate-Artist-in-Residence vor Ort in Graz entwickelt. Der US-Künstler Adam Harvey produziert ebenfalls eine neue Arbeit: „Machine Learning City“ nennt sich seine multimediale Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz im öffentlichen Raum. In Kooperation mit Soundframe und der Diagonale zeigt das Wiener Künstlerduo DEPART seine immersive Virtual-Reality-Installation „The Lacuna Shifts“ im Orpheum Extra. Und im Lendhotel baut die belgische Gruppe LAb[au] eine Installation namens „OrigamiRhombi“ auf; als sinnliche Studie über Farbe, Bewegung und Licht.